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In den letzten Tagen des Wahlkampfs, als es schon nicht mehr gut für die Grünen aussah, erschien auf einem der leuchtend grün gefärbten Werbebilderbögen die stolze Ankündigung eines „ökologischen Wirtschaftswunders". Der traurige Absturz der Grünen war dann kein Wunder mehr. Zuviel war schief gegangen für sie, zu viel war falsch eingeschätzt worden, zu offensichtlich war die anschmiegsame Anpassung an die großen Parteien, mit begehrlichem Schielen auf eine - von niemandem angebotene - Regierungsbeteiligung; zu sorgsam aus demselben Grund ihre vormals kritische Haltung zur Europäischen Union verbergend. Schließlich lag die Retonung nur mehr auf der äußeren Form statt auf erwarteten Inhalten.

Noch Anfang Oktober schienen mir zehn bis zwölf Prozent der Wählerstimmen für die Grünen möglich, allerdings unter der Re-dingung, die ökologischen Anliegen und Notwendigkeiten eindeutiger und vehementer bei klarer Prioritätensetzung zu vertreten. Denn: Grünwähler erwarten grüne Politik für ein zukunftsfähiges Österreich.

Die große Chance in den Fern-seh-Konfrontationen, die Hörer und Seher von den Möglichkeiten ökologischer Ziele sowie von den möglichen gangbaren Wegen dorthin zu informieren - und auch zu begeistern! -, wurde vertan, im allgemeinen Wettbewerb der hohlen Phrasen. Das Redrückende an diesem Versagen ist, daß mit der Wahlniederlage der Grünen die Umweltfrage noch mehr zur quan-tite negligable der Politik wird. Re-greiflicherweise stehen Rudgetpro-bleme, die wachsende Arbeitslosigkeit und der erbarmungslose Kampf um Märkte im Vordergrund. Und doch überlagern sie die eigentlichen Lebensfragen, die jetzt schon dringlicher sind als je zuvor.

Die Krise der Grünen kann, wie jede Krise, genausogut zur Chance werden: unter der Redingung, daß der erlittene Schock sie dazu «, bringt, vor allem selbst politisch Farbe zu bekennen. Durch ein Programm für eine entschlossene, einfallsreiche, durchschlagskräftige und glaubwürdige Umweltpolitik. Wir brauchen sie.

Die Autorin ist

freie Publizistin in Wien

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