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STARKES INTERESSE FÜR DIE NAHVERSORGUNG

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Das Dilemma hat System. Shopping Center vermehren sich scheinbar ungehemmt und zieren das Umland größerer Städte. Aggressives Marketing lockt Einkaufshungrige in Scharen vorzugsweise am Einkaufsdonnerstag und samstags in die Betonklötze im Grünen, die an der Erlebniswelt der Verkehrsstaus, Massenangebote und Gewinnspiele teilhaben wollen.

Nicht nur Großstädte wollen dieser Entwick lung jetzt ver- lOEL

stärkt entge- ftX gensteuern (wie etwa die Kaufleute der Mariahilfer Straße), sondern auch die Gemeinden.

Mit rund 430 Millionen Schilling Kaufkraftabfluß jähr lieh kämpfen beispielsweise die oberösterreichischen Gemeinden Freistadt, Enns, Eferding und Gallneukir-chen, die dieser Entwicklung nicht länger untätig zusehen wollen. Denn die Stadt- und Ortskerne verlieren zusehends ihre Funktion, wie ausgestorben wirken manche der ehemals belebten Plätze. Den permanenten Werbeaktivitäten der Einkaufszentren fühlen sich Klein-handelsunternehmen nicht gewachsen, wobei fehlende kommunalpolitische Strategien die Nah-versorger zusätzlich verunsichern.

Eine Veränderung sei nur durch professionelle Managementhilfen für Kleinbetriebe sowie politische Eingriffe von Kommunen, Ländern und der Bundesregierung möglich, betonte der Sprecher der Gemeinden Freistadt, Enns, Eferding und Gallneukirchen kürzlich in einer Pressekonferenz.

Bereits jetzt gibt es täglich 100.000 Einkaufsfahrten in den Bezirken Linz und Linz-Land, die um weitere 40.000 steigen würden, sollten alle beantragten Shopping Center realisiert werden.

Damit nicht genug, würde es zu einer Konzentration von großflächigen Betriebstypen vor allem in den südlichen Stadtrandgemeinden von Linz kommen und eine „Kaufkraftlücke" von rund 12,3 Milliarden Schilling entstehen, beschreibt Landesrat Christoph Leitl das Ergebnis einer Untersuchung über die Nachfrage- und Angebotsverhältnisse bis 1995. Versorgungsengpässe in den Stadt- und Ortszentren einerseits und Massenware, die kaum mehr an den Käufer zu bringen ist, bilden demnach einen schier ausweglosen Kreis. Mit dem Projekt „Einkaufen in Freistadt, Enns, Eferding und Gallneukirchen" versucht erstmals eine ganze Region gemeinsam für ihr Anliegen Öffentlichkeit zu schaffen. Dazu bedurfte es eines Konsenses unter den politischen Entscheidungsträgem, die ein gemeinsames Budget aufzubringen hatten. Rund zwei Millionen Schilling können nun, konzentriert auf einen Zeitraum von drei Monaten, eingesetzt werden, um die Vorteile der Gemeinden zu propagieren.

Ergänzend zu marktüblichen Maßnahmen wie Plakaten, Anzeigen und Hörfunkspots wollen die Gemeinden mit Überraschungsaktionen verlorenes Terrain für die Nahversorgung zurückerobern. Ziel sei es, sowohl Käufer als auch Verkäufer zu einem Umdenken zu bewegen, die Fahrt zum Einkaufszentrum als Belastung für Mensch und Umwelt zu begreifen, erläuterte die Sprecherin der Kaufmannschaften, Rosa Doplbauer. Über 300 Betriebe beteiligten sich an der gemeinsamen Kampagne, die die positiven Einkaufsseiten der Gemeinden ins rechte Licht rücken will. (Foto Hopi)

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