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Strindbergs Weg

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Wollte jemand einen Strind-bergroman schreiben, so genügte es, seine Biographie getreu aufzuzeichnen. So liest man auch Lagercrantz' wissenschaftlich fundiertes Strindbergbuch wie einen packenden Roman.

Gegen die weitverbreitete Ansicht, Strindberg sei Psychopath gewesen, versucht der Autor mit Erfolg zwischen dem Menschen und dem Dichter zu unterscheiden. Er weist nach, daß sich Strindberg in allen seinen ichbezogenen Werken bewußt übersteigert darstellt, was nicht zuletzt oft durch den kühlen, sachlichen Stil verstärkt wird, in dem er über Situationen an der Grenze des Wahnsinns schreibt.

Ausführlich schildert Lagercrantz Strindbergs politische Einstellung, seine großen Sympathien für die Arbeiterbewegungen, während er seine religiöse Entwicklung vom Atheisten zum Christen wohl erwähnt, aber in Bezug auf die Bedeutung der Religion in Strindbergs Werk zu wenig darauf eingeht.

Was fehlt, ist der Hinweis auf das Prophetische des Dichters, hat doch Strindberg wie kein anderer Autor des 19. Jahrhunderts literarisch und menschlich unsere heutige Epoche in rasanter Abfolge vorausgelebt, was sein Werk für uns Heutige so brisant macht.

STRINDBERG. Von Olof Lagercrantz. Suhrkamp-Taschenbuch, Frankfurt 1984,586 Seiten, öS 140,40.

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