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Touristen -Salz des Sommers

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Man mag es drehen und wenden wie man will, Touristen sind und bleiben das Salz des Sommers und die Devisenbringer für die angeschlagene Handelsbilanz.

Ach wie schön, daß es Touristen gibt. Sie machen erst aus Domen Sehenswürdigkeiten, aus Museen Borne der Kunst und aus Gastgärten Zentren der Gastronomie.

Wie schrecklich die Vorstellung eines von Leere gähnenden, von Stille erdrückenden und von Ruhe beängstigenden Domes mitten im Sommer.

Oder ein Museum ohne Gedränge, ohne daß die Bilder von Touristentrauben verstellt sind und ohne dem lautstarken Geplapper ausländischer Führer, - unvorstellbar, ja beinahe ein touristisches Schreckgespenst.

Und erst recht unerträglich ist die Vorstellung von so einem beinahe leeren Gastgarten in dem die Mittagsruhe gähnt, der Kellner unverantwortlich unterbeschäftigt ist und die Speisen beinahe mit der Bestellung schon am Tisch stehen.

Nein, nein, Touristen sind und bleiben das Salz des Sommers. Vorne der früher mit stolze erhobene Schirm, damit jeder weiß, wo's lang geht. Er ist wie der Hirt, der seine Schafe an die Quellen der Kunst oder von sonstwas führt. Er weiß alles, er kann alles, er tut alles.

Schon ein beruhigendes Gefühl, wenn man sich um nichts kümmern braucht. Es ist ganz so wie damals als Baby im Kinderwagen. Die Mama war der Führer, der Kinderwagenführer, und da konnte gar nichts passieren. Und wenn man Hunger hatte, so bekam man damals das Fläschchen und heute die Flasche samt Stelze. Kleine Unterschiede müssen sein.

Dann die wortreichen Erklärungen in der Kapuzinergruft oder an sonst einem stillen Ort. Ja, man muß etwas tun für die Bildung, koste es, was es wolle, schließlich zahlt man ja dafür eine schöne Stange Geld, und erzählen möchte man doch auch etwas daheim.

Verstopfte Straßen, überfüllte Restaurants, kochende Autobusse und versalzene Suppen muß man schon in Kauf nehmen als Tourist. Man kann halt nicht alles haben, der Kunst und dem Tourismus müssen Opfer gebracht werden, auch Schlangestehen vor dem WC.

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