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Wer wagt, gewinnt

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Wagnisfinanzierung, Venture Capital ist derzeit in aller Munde. Über die Realisierungsmöglichkeiten in Österreich diskutierte in Hernstein eine hochrangige Expertenrunde.

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Wagnisfinanzierung, Venture Capital ist derzeit in aller Munde. Über die Realisierungsmöglichkeiten in Österreich diskutierte in Hernstein eine hochrangige Expertenrunde.

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Venture Capital (VC), erklärte Girozentrale-Generaldirektor Karl Pale, sei reines Risikokapital: „Geht's gut, bekommt der Investor sein Geld und noch viel mehr zurück. Geht's schlecht, verliert er es." Die Venture-Capital-Fonds, der erste ist bereits in Österreich in Gründung, bieten den Unternehmen aber nicht nur Beteiligungskapital, sondern auch professionelle Managementhilfe an.

In Österreich wird die Initialzündung für das erste Projekt dieser Art durch die institutionellen Anleger kommen. Mitwirken wird außerdem die Finanzierungsgarantiegesellschaft (FGG). Werner Wiesner, zuständiger Beamter im Finanzministerium, wies auf die Möglichkeit steuerlicher Begünstigungen für die Anschaffung von Anteilen an Wagnisfinanzierungsgesellschaften hin.

In den USA herrsche derzeit ein regelrechter Gründungsboom, meinte Wolf gang Kau von Kindel & Anderson, Los Angeles. Große Firmen gliedern auf diesem Weg Forschungsfunktionen aus, um ein „Fenster zur Technologie" zu behalten. Im Vorjahr flössen den VC-Fonds 4,5 Milliarden Dollar Kapital zu, während demgegenüber 9,9 Milliarden Dollar an Spareinlagen verzeichnet wurden.

Da in jedem VC-Fonds eine ganze Reihe von Firmen integriert sind, sei das VC-Geschäft nicht so risikoreich wie man immer annimmt, meinte Kau. Soweit ihm bekannt ist, gab es seit den 30e_r Jahren keinen Konkurs unter den VC-Fonds. Die Durchschnittsrenditen lägen um 25 Prozent. Der Rothschilds Fonds erreiche sogar bis zu 60 und 70 Prozent jährlich. Wesentlicher Bestandteil eines funktionierenden VC-Marktes sei freilich die Börse. „ ... und die ist in Österreich ein etwas verschlafenes Kind" (Kau). Dafür habe Österreich breiteres wirtschaftsrechtliches und steuerliches Instrumentarium.

Vom deutschen VC-Markt berichtete Wilhelm Haarmann von Peat, Marwick, Mitchell & Co, München, hier herrsche seit ein bis zwei Jahren „Aufbruchstimmung", wobei es mehr Kapital als lohnende Projekte gebe. Im Moment dominieren noch die institutionellen Anleger. VC-Finanzie-rungen gebe es vor allem in der Elektronik, im Pharmazeutischen Bereich und in der Biotechnik, seit kurzem sogar in Dienstleistungssektoren wie der Transportwirtschaft.

Für Österreich schätzt die Girozentrale den Markt vorläufig auf rund 200 Millionen Schilling jährlich.

Das Hauptproblem, so Waldemar Jud, Professor an der Grazer Universität, sei die wenig risikofreudige Mentalität der Österreicher. An VC-Finanzierungen könne man nicht mit traditionellen Bewertungskriterien herangehen; auch müsse man die Universitäten stärker einspannen, die Kooperationsbereitschaft fördern. Das Wichtigste bleibe aber in jedem Fall „der Glanz in den Augen des Unternehmers".

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