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Attraktive Angebote aus dem Osten

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Die asiatischen Tigerbörsen und die osteuropäischen Aktienfonds sorgen für Furore.

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Die asiatischen Tigerbörsen und die osteuropäischen Aktienfonds sorgen für Furore.

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Mit dem Boom am heimischen Investmentfondsmarkt hat sich in den letzten Jahren natürlich auch die Angebotsvielfalt entsprechend erweitert. Wenngleich, wie erwähnt, die Schilling-Rentenfonds unverändert die Lieblinge des österreichischen Anlegers geblieben sind (siehe S. 11), so haben doch auch die verschiedenen anderen Fonds ihre Anhänger gefunden. Der Boom an der Wiener Börse in den Jahren 1990/91 hat dabei nicht nur das Interesse an österreichischen Aktien neuerlich erweckt, sondern auch generell die Aufmerksamkeit etwas mehr auf Divi-dendenpapiere gelenkt. Neben dem klassischen österreichischen Aktienfonds bieten die heimischen Gesellschaften auch Anlagen etwa in Schweizer oder deutsche Dividendenpapiere genauso an, wie europaweit investierende Fonds (zum Beispiel den EuroStock). Der klassische gemischte Fonds, eigentlich der Urtypus eines Investmentfonds, der eben seine Streuung an den nationalen und internationalen Aktien- und Anleihemärkten vornimmt, ist hingegen etwas in den Hintergrund gerückt. Die Anleger grenzen immer mehr die von ihnen favorisierten Börsen oder Wirtschaftsräume ein, was natürlich fallweise zu starken Nachfragen etwa für Investmentfonds, welche in Randmärkten, sogenannten Emerging Markets anlegen, nach sich zieht.

KURSEINBRÜCHE

Neben den asiatischen Tigerbörsen waren es im letzten Jahr gerade die osteuropäischen Aktienfonds, welche hier für Furore sorgten. Dabei konnte insbesondere der Da- nubia-Invest, ein Fonds der Sparinvest KAAG, für positive Resonanz sorgen. Er war nicht nur in Österreich, sondern sogar weltweit der erste osteuropäische Aktienfonds. Nach teilweise dramatischen Kurseinbrüchen in den Jahren 1991 und 1992 drehten ab Mai 1993 die Märkte wiederum deutlich nach oben, was dem Danubia-Invest zu einem nahezu unglaublichen Höhenflug verhalf. Insbesondere die rechtzeitige Erhöhung des Anlagegrades und ein starkes Investment in Prag, quasi von der ersten Stunde weg, katapultierten den Danubia-Invest in nur neun Monaten um über 180 Prozent nach oben. Damit konnte dieser Fonds auch in der internationalen Finanzwelt für Furore sorgen, da er im globalen Vergleich sogar weltweit die Nummer eins beziehungsweise Nummer zwei unter den Emerging Market-Fonds erzielen konnte. Wie spekulativ ein derartig eingeschränktes Investment sein kann, bewies jedoch die Entwicklung seit März dieses Jahres:

Eine kräftige Korrektur an den osteuropäischen Märkten zog einen 40prozentigen Preiseinbruch der Fonds aus dieser Gruppe nach sich. Damit ist auch schon die Problematik derartig eingegrenzter Fonds skizziert.

Der klassische Gedanke einer Risikostreuung ist damit nur mehr im Hinblick auf die Einzeltitelauswahl gegeben, per Saldo ist man jedoch mehr oder weniger der Börse ausgeliefert, auf die man gesetzt hat. Generell ist dieser Trend nach derartigen spezialisierten Fonds jedoch weltweit erkennbar und daher auch in Österreich entsprechend praktiziert. Mit den verschiedenen Länderfonds sind Investments in genau abgegrenzten Börsen gegeben, wobei es dem Investor nun selbst obliegt, den Favoriten auszuwählen. Damit wird jedoch Verantwortung wiederum auf den Anleger überwälzt, weshalb eine gute Anlageberatung gerade in diesem Fall einen hohen Stellenwert besitzt.

Gerade bei kleineren Nebenmärkten haben jedoch vollkommen zu recht auch internationale Investmentfonds eine sehr tragende Rolle zu spielen. Wer möchte oder kann sich schon mit den Bör-senusancen in Indien, Vietnam oder Chile auseinandersetzen, wer möchte sich mit den ganzen Abwicklungsproblemen konfrontieren? Ein Investmentfonds stellt hier das ideale Anlagemedium dar, bedenkt man doch allein, daß man diesen aufgrund der strengen gesetzlichen Bestimmungen jederzeit wieder problemlos verkaufen kann, daß aufgrund der vorgeschriebenen Risikostreuung eine gewisse Titelvielfalt garantiert wird und vor allem, daß das Management in bewährten und ortskundigen Händen liegt. In den geographisch abgegrenzten Fonds gibt es daneben auch noch Fonds, die sich etwa in bestimmten Branchen (etwa Pharmaindustrie oder Versicherungssektor) oder Titelsektoren (beispielsweise nur Aktien kleinkapitalisierter Unternehmen) investieren. Weitere Möglichkeiten liegen etwa bei Fonds, die in bestimmten Spezialka-tegorien anlegen, wie etwa W andelschuldverschreibun- gen oder Optionen und Futures.

SPEKULATION MIT NETZ

Als sehr interessantes Produkt hat sich dabei im heurigen Jahr der „S-Opti-Rent“ herausgestellt, ein neuer Fonds- typ, der zu über 80 Prozent in österreichischen festverzinslichen Papieren anlegt und den Rest spekulativ investiert. Der Fonds ist als Laufzeitenfonds konzipiert, das heißt, der Fonds wird nach vier Jahren (in diesem Fall am 2. März 1998) liquidiert. Dieser Fonds ist deshalb interessant, weil er dem Käufer die Möglichkeit zur „Spekulation mit Netz“ gibt. Dies wird dadurch er

möglicht, daß 80 Prozent des Fondsvermögens in festverzinslichen Wertpapieren ohne Währungsrisiko investiert werden. Der Zinsertrag aus diesen Papieren dient zur Erhaltung des ursprünglich ein-gesetzten Kapitals, was bedeutet, daß der Käufer auch im schlimmsten Fall zum Erstausgabepreis (10.000 Schilling) keinen Kapitalverlust hinnehmen muß.

Auf großes Interesse stoßen fallweise auch jene Fonds, die in Edelmetallpapieren anlegen, wie etwa der Intergold oder der S-Goldinvest. Das Aufflackern der Inflationsangst und verbesserte Rah-menbedingungen für das Gold könnten den Edelmetallaktien in den nächsten Monaten wiederum recht gute Chancen einräumen. Bereits im Vorjahr gab es einmal einen kräftigen Goldpreisanstieg bis über die 400 US-Dollar-Marke, welche auch von den Fonds mit Kurs- anstiegen von über 40 Prozent mitgemacht wurden. Der Goldpreis bewegt sich zur Zeit in einer Bandbreite von 380 bis 390 Dollar, man rechnet jedoch bereits in der nahen Zukunft mit einem neuerlichen Versuch, die 400er- Marke zu überwinden. Mit einem Goldfonds ist damit eine relativ einfache Möglichkeit gegeben, an einem neuerlichen Anstieg dieses Spezialbereiches zu partizipieren.

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F.G.

Der lergleich macht Sie sicher

ERFOLGSKONTROLLE

Ein Anleger muß sich darüber im klaren sein, welcher Erfolgsaspekt für ihn wichtig ist.

Das Ziel jeder Anlage ist das Erreichen einer optimalen Performance, also eines positiven Anlageerfolges über einen bestimmten Zeitraum. Bei Auswahl eines Investmentfonds oder eines professionellen Vermögensverwalters mit entsprechender Vergangenheit ist es einmal wichtig für den Anleger zu klären, welche Performance für ihn die relevanteste ist, das heißt, welche Aspekte sind für ihn besonders wichtig. Dies kann etwa die Ausschüttungsrendite sein, wenn man eben an einem hohen laufenden Einkommen interessiert ist, etwa aus einem Rentenportefeuille, es kann damit als absolute Performance der gesamte Vermögenszuwachs (Wertsteigerung inklusive etwaiger Ausschüttungen) gemeint sein, es kann die Performance im Vergleich zu einem Index im Vordergrund stehen, es können steuerliche Aspekte von Bedeutung sein, natürlich werden auch die anfallenden Kosten ein wichtiger Faktor sein, et cetera. Der Anleger muß sich nur im klaren werden, welche Performance nun tatsächlich für ihn relevant ist.

Abgesehen davon, wie man nun die Leistung mißt, die ein Fonds oder ein Vermögensverwalter erbringt, muß beachtet werden, daß sehr viele Komponenten Einfluß auf die Performance nehmen. Dazu zählen beispielsweise das Anlageziel, die Risikofreudigkeit, die gesamte Anlagepalette, die bereits ausgenützt wird, die Kosten und die eventuellen Erträgnisse, die Informationsmöglichkeiten über das angestrebte Produkt, et cetera.

Um nun tatsächlich die Performance so neutral wie möglich messen zu können, ist eine Vielfalt von Kriterien zu berücksichtigen. Im Vordergrund wird wohl stehen, daß man sich für das jeweilige Produkt einen Vergleichsmaßstab, eben einen Benchmark-Index zusammenstellt oder zusammenstellen läßt. Damit soll eine objektive Vergleichbarkeit angestrebt werden. Wer also einen österreichischen Aktienfonds auswählt, der wird sich als Vergleich und daher als Benchmark etwa den WBK-Index wählen, wer einen Aktienfonds für deutsche Standardwerte bevorzugt, der wird sich am DAX-Index orientieren. Wählt man ein international gemischtes Portefeuille, so muß man sich eben die entsprechenden Indizes zusammensuchen, oder bei sehr starker globaler Diversifizierung einen Weltindex heranziehen.

VERGLEICHSTABELLE

Ein Benchmark ist jedoch auch mit einer Reihe von Problemen verbunden, eine hundertprozentige Vergleichbarkeit wird es so gut wie nie geben. Dies rührt daher, daß etwa bei Investmentfonds aber auch bei privaten Vermögensverwaltungen ein zumindest geringer Teil ab Cash gehalten wird, was die Performance natürlich etwas verzerrt. In einer kräftigen Hausse-Phase können schon zehn Prozent Cash zu einem Problem werden, da man schließlich mit den restlichen 90 Prozent nur auf Dauer sehr schwer den Anlageerfolg, gemessen am Benchmark, erzielen wird. Mit diesen verbleibenden 90 Prozent müßte man nämlich auf Dauer eine Outperformance von elf Prozent erzielen, um auf die 100 Prozent des Vergleichsindex heranzukommen.

Hingegen ist natürlich ein Cash-Anteil ein klarer Vorteil in fallenden Märkten, vorausgesetzt, daß sich die investierten Aktien genauso wie der Index benehmen. Hier wirkt der Bargeldanteil als Bremse, da nur die veranlagten Mittel im Wert fallen. Da aber generell die Aktienmärkte unter längerfristigen Perspektiven eindeutig nach oben tendieren, sollte auch in unsicheren Börsenperioden ein Cash-Anteil nur relativ gering gehalten werden, da das Risiko sehr hoch ist, daß man bei Trendwenden wieder nach oben zu wenig investiert ist.

Bei Auswahl eines Investmentfonds ist es relativ wichtig, einen längeren Betrachtungszeitraum heranzuziehen, um kurzfristige Schwankungen etwas zu glätten. Seit einiger Zeit gibt die Österreichische Kontrollbank entsprechende Vergleichstabellen für die in Österreich aufgelegten Investmentfonds heraus, wobei jedoch generell vor allem in den Medien die Performance dieser Fonds im Vordergrund steht.

In vielen Tabellen von Gewinnern und Verlierern wird der Leser nur mit dieser einzigen Zahl konfrontiert. Viel wichtiger ist es jedoch, bei der Auswahl eines Investmentfonds zu wissen, wie hoch der Risikofaktor (die sharpe-ratio) gewesen ist und möglicherweise auch in Zukunft sein wird. Gleicher Ertrag bei geringerem Risiko erleichtert sofort die Entscheidung hinsichtlich des risikoärmeren Fonds, man könnte sogar bei näherer Analyse einen Fonds mit geringerer Performance dann bevorzugen, wenn eben das Risiko entsprechend niedriger ist, beziehungsweise eben die sharpe-ratio deutlich besser.

RISIKO PRÜFEN

Natürlich sollten auch andere Faktoren berücksichtigt werd- ne, wie die Qualität der Fonds und eventuell auch die der dahinterstehenden Investmentfondsgesellschaft (wenngleich es hier kein „Ausfallsrisiko“ gibt, da die Investmentfonds im Miteigentum der Anleger stehen und daher auch im Konkursfall keine Verluste eintreten können), aber auch die gesamten Kosten (An- und Verkaufsspesen, Verwaltungsgebühren, Tans- aktionskosten et cetera), des weiteren vielleicht die Informationsmöglichkeit über das jeweilige Produkt et cetera.

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