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Investment in Österreich

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Die Idee der Vermögensveranlagung in Investmentzertiflkaten hat in Österreich eine kurze und eher leidvolle Geschichte: kurz, weil sie erst etwa zehn Jahre alt ist; und leidvoll, weil wenige Monate nach der Bildung des größten österreichischen Investmentfonds die nun schon sechseinhalb Jahre anhaltende Baisse einsetzte, von der notgedrungen auch der Zertifikatkurs (Rechenwert) der damals bestehenden vier österreichischen Investmentfonds erfaßt wurde („Selecta“ mit 130.000, „Seourta“ mit 200.000, „Segesta“ mit 200.000 und „Multivalor“ — von bösen Zungen in „Multimalheur“ umgetauft — mit 500.000 Anteilen, jeder davon mit einem ursprünglichen Ausgabepreis von 500 Schilling): Im Rechnungsjahr 1961 lagen die Kurseinbußen zwischen 19,8 und 22,9 Prozent, und für die — großteils „frischgebackenen“ — Zertifikatinhaber war es nur ein geringer Trost, daß im gleichen Zeitraum auch der Aktienindex um rund 25 Prozent sank.

Von diesem Rückschlag konnte sich der grundvernünftige Investmentgedanke jahrelang nicht erholen; noch heute dürfte ein beträchtlicher Teil der Anteile dieser vier Fonds und des 1963 mit 80.000 Miteigentumsanteilen hinzugekommenen „Interselect“ nicht mehr beziehungsweise noch nicht wieder in den Händen des breiten Publikums sein.

Der Umschwung angebahnt hat sich mit der — klugerweise etwa auf dem Tiefpunkt der Baisse — erfolgten Gründung des „Spar- invest“-Fonds, dessen Zertifikatumlauf (bei einem Ausgabepreis von 250 Schilling) bis Ende 1967 auf 305.349 Stück stieg; der Wert des einzelnen Anteils pendelt seit der Gründung dieses Fonds um den Ausgabepreis (— 11,6 Prozent bis + 4,4 Prozent).

Wirklich populär gemacht hat das Investmentsparen in Österreich aber erst die „aggressive“ Verkaufsmet’hode ausländischer Investmentfonds beziehungsweise Vertriebsgesellschaften ä la IOS. Das „Geheimnis“ dieser amerikanischen oder pseudo-amerikani- schen Fonds, die vor allem den westdeutschen Markt im Sturm erobert hatten, war einfach genug: Vertreterbesuch statt Schalterverkauf; systematische Ansparpläne, auf Wunsch verbunden mit einer Risikoversicherung, die das vereinbarte Sparziel garantiert; attraktive Wertzuwächse dank Wiederveranlagung der Erträge und bei etlichen Fonds spekulative Ausnützung von Kursgewinnchancen.

Beispielsweise betrug im Jahr 1967 beziehungsweise 196667 die Steigerung des Anteilswertes bei dem neugegründeten „Gry- phon“-Fonds 62,2 Prozent, beim „Fund of Funds“ 38,6 Prozent, beim „International Investment Trust“ 33,1 Prozent und selbst beim enzkonservativen „Founders“-Fonds 26,7 Prozent. Demgegenüber erhöhte sich der Rechenwert der österreichischen Investmentzertifikate nur um maximal 9,3 Prozent und Prozent („Interselect“ und „Sparinvest“); bei zwei Fonds blieb er praktisch unverändert, bei zweien ging er sogar leicht (um 1,7 Prozent und 4,3 Prozent) zurück. Daß diese Angaben nicht unmittelbar vergleichbar sind, weil sie bei den ausländischen Fonds auch die reinvestierten Erträge enthalten, die bei österreichischen Fonds ausgeschüttet werden und für 1967 eine Nettorendite von 2,86 Prozent bis 6,37 Prozent („Sparinvest“) ergaben, hat die Attraktivität des ausländischen Fonds nicht verringert.

Am raschesten auf diese Konkurrenz reagiert hat der „Sparinvest“-Fonds, und zwar einerseits mit einer noch größeren Veranlagungsflexibilität, die für 1968 eine weitere Steigerung der Ausschüttung verspricht, und anderseits mit einem Sparplan (samt Versicherung und so weiter), der den ausländischen Vorbildern genau nachgebildet ist. Nicht bereit waren dagegen die beiden österreichischen Investmentgesellschaften — eine unter der Patronanz der Creditanstalt, die andere unter jener der Girozentrale —, auch die Methode des Direktvertriebes zu übernehmen, weshalb dieser durch die Novellierung des Investmentfondsgesetzes auch den ausländischen Fonds praktisch ’ untersagt wurde; zugleich verschärfte die österreichische Nationalbank die Anwendung der devisenrechtlichen Bestimmungen, und zwar auch in jenen Fällen, in denen österreichische Kreditinstitute ausländische Investmentfonds in Ihr Sparformenangebot aufnehmen wollten.

Es könnte allerdings nicht überraschen, wenn die ausländischen Fonds, die in Österreich einen schlagkräftigen Vertriebsapparat aufgebaut haben, einen Ausweg aus dieser doppelten Sackgasse ausfindig machten. Der Popularisierung der Investmentidee als der vielleicht zukunftsträchtigsten Form der Vermögensanlage und Vermögensbildung könnte ein zwar fairer, aber scharfer Wettbewerb zwischen den in- und ausländischen Investmentgesellschaften nur zustatten kommen.

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