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„ .. .wie ein Stück Brot“

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Das Verhältnis von Kunst und Kir­che bedarf dringend einer Revision: das wird immer mehr Menschen bewußt. Die Ansprache Johannes Paul II. an die Künstler in München hat offenbar Si­gnalwirkung: noch nie im 20. Jahrhun­dert hat ein Papst so positiv über die moderne Kunst gesprochen. Zugleich stellte er an die Künstler als Partner die Frage: Braucht die Kunst auch die Kir­che?

Bei der letzten TV-Sendung des „Café Central“, die dem Thema „Kunst und Kirche“ galt, wurden mehrfach Passagen aus der Papstrede eingeblendet. Durch diese Sendung ist das Problem auch in Österreich einer größeren Öffentlichkeit bewußt gewor­den.

Ihre Spannung erhielt die Sendung durch die Anwesenheit von Peter Tur­rini, der sich seiner Rolle als Gegenspie­ler hervorragend gewachsen zeigte. Er stellte gleich zu Anfang die These auf: „Kirche und Literatur sind sich in Feindschaft gegenübergestanden; dar­aus ist in jüngster Zeit Gleichgültigkeit geworden. Wir Literaten brauchen die Kirche nicht. Was wir aber brauchen, ist Christlichkeit.“

In einem Punkte fand er die Unter­stützung eines Theologen: Alfred Focke beklagte das miserable Niveau der Sprache in der Liturgie oder bei Bi­belübersetzungen. Der Liturgiewissen­schaftler Harnoncourt verwies darauf, daß die Kirche ohne Literatur nicht sein könne.

Den Part der Architektur übernahm Friedrich Kurrent. Der Bau einer Kir­che sei für den Architekten etwas Faszi­nierendes, weil es hier nicht nur um die rationalen, sondern auch um die irrati­onalen Faktoren gehe und die Archi­tektur im Kirchenbau erst ganz zu sich selbst komme.

Leider war die bildende Kunst in der Sendung unterrepräsentiert (auch die Musik kam kaum zur Sprache). So war es erfreulich, daß Diskussionsleiter Marboe zuletzt Monsignore Mauer zi­tierte: „Mit der Kunst kommt etwas Kreatives ins Christentum. Die Liebe, das größte Gebot, ist doch kreativ. Was Christus am Kreuz sozusagen geleistet hat, war doch ein Exzeß, eine Ekstasis der Liebe. Das Christentum ... muß doch eine große, überzeugende, gewin­nende Ekstasis sein ...“

Man kann nur das Wort von Archi­tekt Kurrent, das am Ende der Sendung fiel, bekräftigen: „Dabei geht es nicht nur um eine Forderung der Kunst, die Kirche braucht das Kreative wie ein Stück Brot.

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