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Wirtschaftsflüchtlinge

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Wien und Chikago, bekommt man zur Antwort auf die Frage nach den größten Städten des Burgenlandes. Das Burgenland war nach dem Ersten, aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine starke Auswanderungswelle bedroht. Diese hält eigentlich bis heute an. 1921 hatte das Burgenland etwa 341.000 Einwohner, heute hat es nur noch 270.000 (zum Vergleich: Bratislava/Preßburg geht in Richtung 500.000). Das südliche Burgenland, also ab dem Geschriebenstein bis zum Jen-nersdorfer Zipfel, bot nach den Grenzziehungen (siehe Karte Seite 10), nach dem Abschneiden von den natürlichen Zentren, nach der Zerstückelung der Straßen und Eisenbahnlinien, die Ost-West, nicht Nord-Süd ausgerichtet waren, den Menschen keinen Arbeits- und Lebensraum mehr.

Die Auslandsburgenländer - die in den USA oder in Wien leben - sind „Wirtschaftsflüchtlinge" in dem Sinn, in dem

man heute etwa Rumänenflüchtlinge qualifiziert und zurückschicken will.

Zwischen den Grenzortschaften Burgenlands und Westungarns, die seit 70 Jahren kaum kulturelle, geschweige denn wirtschaftliche Verbindungen kannten (ganz schlimm wurde es ja nach der kommunistischen Machtübernahme in Ungarn Ende der vierziger Jahre), beginnt ein erfrischender Kontakt - vor allem auch über gemeinsame religiöse Feiern. Als Einkaufsparadies haben die Burgenländer Sopron und Szombathely schon längst entdeckt. Auch billige Arbeitskräfte aus dem Nachbarland sind landauf landab willkommen. Und Kaufkraftabschöpfung kann man nennen, was unmittelbar auf österreichischer Seite Elektronikhändler und Lebensmittelketten, die in den vergangenen beiden Jahren aus dem Boden geschossen sind, mit den ungarischen Kunden, die zu Hunderttausenden kommen, vorhaben.

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