7001151-1987_25_19.jpg
Digital In Arbeit

Wozzeck und Marie von heute

Werbung
Werbung
Werbung

(Staatsoper Wien; „Wozzeck“ von Alban Berg) Claudio Abbado hat mit seinem neuen „Wozzeck“ gegenüber jenen recht behalten, die die legendäre Inszenierung von Oscar Fritz Schuh und Caspar Neher bewahren wollten: Dieser Premiere war sensationeller Erfolg beschieden. Adolf Dresen ist eine Neuinszenierung gelungen, die nicht historisches Dokument ist, sondern Musiktheaterereignis von heute.

Abbado liebt in seinem Musizieren mit den - fabelhaft disponierten — Philharmonikern nicht den hysterischen Expressionismus, er will den Zuschauer nicht durch Aggression in Entsetzen stürzen, sondern ihn durch das verhaltene Leiden der geschundenen Kreatur zum Mit-Wisser, zum Mit-Schuldigen, zum Mit- Leidenden machen. Statt der Grelle von Karikaturen gibt Abbado Bergs Figuren Tiefe.

Dieses Anliegen unterstreicht nicht nur Dresens Regie, sondern auch die Bühnenbilder Herbert Kapplmüllers, die - erschreckend hart und kalt — ins Schwarze treffen. Dieses Theater des Verzichts trifft Alban Berg minuziös. Zwei faszinierende Sängerschauspieler geben den Hauptpartien ihre tiefe Menschlichkeit: Franz Grundheber als gequälter Wozzeck und Hildegard Behrens als makellos singende Marie.

Keine Note ist überflüssig, wenn das „Wozzeck“-Team eines versucht: die volle Wahrheit über die Kreatur Wozzeck herauszufinden. .

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung