6847467-1976_29_02.jpg
Digital In Arbeit

Zeitgenosse

Werbung
Werbung
Werbung

Josef Taus und Erhard Busek dürfen beruhigt in den Sommer gehen: immerhin wird es vom Herbst an eine neue Organisation in der Kärntnerstraße, im Hauptquartier der ÖVP geben.

Die Besetzung der Bundesparteileitung ist in Oppositionszeiten wichtiger als in der Zeit der Teilhabe an der Regierung — das wußte schon Karl Schleinzer, als er 1970 als erster Generalsekretär der Opposition in die Kärntnerstraße einzog. Und er modelte das Haus such baulich um: aus dem gründerzeitlichen Prachtbau. des Bankiers Todesco wurde im Obergeschoß ein modernes Büro.

Die Referenten jedoch, die unter Karl Schleinzers Obmannschaft Op-oo.sitionspolitik betreiben sollten, arbeiteten mit einem Organisation-

konzept, dem man nicht selten „ministerialle“ Schwerfälligkeit vorwarf. Und zwischen Parteiobmann und Generalsekretär rangierte ein Generalsekretärstellvertreter, der zugleich Wahlkampfleiter war, aber nicht selten einen Kompetenzslalom ausführen mußte. Hat sich seither viel geändert?

Nun, noch wirft man dem ,.Säulensystem“ vor, das Taus & Busek erfunden haben, daß es gegenüber früher nur Kosmetik darstelle — aber keine Systemänderung. Aber kommt es, so fragen Insider, denn darauf überhaupt an? Viel Wichtiger scheint es vielen, daß die ÖVP als Oppositionspartei zu schnelleren Entscheidungen komme und eine optimale Harmonisierung der Aussagen ihrer Spitzenvertreter erreiche; was — wie bekannt — nicht immer einfach ist.

Nun ist mit der Koordination der Bereichssprecher Heribert Steinbauer betraut worden. Kurt Bergmann ist „Verkauifschef“ und sicherlich in Zukunft Wahlkampflei-ter.

An seiner Seite aber steht: ein Mann, der — eher unauffällig — die eigentliche Aufgabe der Pressepolitik zu erfüllen hat: Peter Bochskanl.

Bochskanl ist nicht nur weiterhin Pressesprecher, sondern jetzt auch

zusätzlich für die Serviceeinrichtungen der Buindesparteileitung zuständig — eine Tätigkeit, die ursprüng-iioh Steinbauer zugemessen wurde und die nun Bochskanl zusätzlich übernimmt und dies ist ein Beweis für die Qualität der — meist unsichtbaren — Arbeit des 36jähri-gen, der seine journalistische Karriere als Reporter der „Neuen österreichischen Tages-Zeitung“ begann.

1971 rückte er zum Bundespressereferenten der ÖVP auf und wurde zum engsten Mitarbeiter Karl Schleinzers. Er war es, der dorn scheuen und eher publieityfeindli-chen Parteichef die Angst vor den Journalisten nahm und ihn immer wieder — mit geradezu stoischer Konsequenz — auf die Öffentlichkeit vorbereitete. Schleinzers damalige guten Femsehauftritte gingen nicht zuletzt auf Bochskanls Vonbereitungsregie zurück.

Unbedankt geriet aber auch er — nicht zum ersten Mal ;— aach den verlorenen Wahlen vom 5. Oktober des Vorjahres in den Kugelregen der

Kritik. Doch mittlerweile ist es ihm gelungen, wieder einigermaßen Ruhe in den Mediendschungel der ÖVP zu bringen. Boohskanils wichtigste Waffe gegen seine innerparteilichen und in den Zeitungen versteckten „Freunde“ ist dabei immer wieder seine entwaffnende Ruhe .und Klugheit, die ihn zum optimalen Erläuterer der mitunter kryptisehen ÖVP-Aussagen macht. Und mittlerweile hat Bochskanl nicht nur sein Vertrauensverhältnis zur Parteiführung untermauert — sondern auch in Kurt Bergmann einen Achsen-partaer dazugewonnan: — der mitunter im Temperament zwar dia-mentral entgegengesetzt .-eagiert, Bochskanl in der täglichen Arbeit aber gut ergänzt.

Weshalb man diesem Zeitgenossen nach der Hausreform in der Kärnt-nerstnaße auch Glück wünschen darf — und gute Nerven für einen Job, der zu den unbedanktesten an diesem Land gehört...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung