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Zukunfts-Spiele

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„Was sich in Wien derzeit abspielt, ist für mich heller Wahnsinn. Die Partei in Wien steht in der Tat vor einer Existenzkrise. " Ö VP-Klubobmann Heinrich Neisser nimmt sich in einem FURCHE-Interview (Seite 4) kein Blatt vor den Mund. Für ihn ist Heinrich Wille, „von all den Kandidaten, die bisher ins Spiel gebracht worden sind, die weitaus beste Lösung" als künftiger Obmann der Wiener Volkspartei.

Im Zusammenhang mit der ÖVP-Reform wird nach Meinung des Klubobmannes die Frage der Bünde „eher hochstilisiert". Obwohl er ein überzeugter Verfechter des Föderalismus sei, registriere er in den letzten Jahren besorgt eine zentrifugale Entwicklung in der ÖVP. Den Landesparteien sei „in jedem Fall das Hemd näher als der Rock" der Bundespartei.

Mit Erhard Buseks Ernst und Spiel in der Politik“ und einer Theorie des Spiels der Theorien vom Bateson-Ubers'etzer Hans-Günter Holl begann das fünftägige Symposion in Weitra über den Ernst des Spiels“. Es wurde mit Spieltheorie in den Naturwissenschaften“ des Chemikers Peter Schuster, aber auch mit Tanz-Pantomimen und Situationsspiel-Workshops sowie Referaten, so etwa des Verhaltensforscher s Walter Siegfried über Entwicklung und Einkapselung des Spielraums“, fortgesetzt. Zur Evolution der Kooperation“ sprach der Wirtschaftsinformatiker Michael Schreiber, und Hans Petschar entwickelte eine hochinteressante Soziologie des Schachspiels.

Wolfgang Müller-Funk inszenierte mit Teilnehmern Jorge Louis Borges' ,JLotterie von Babylon“. .Mythen, Rituale und andere Spiele“, auch der Psychotherapie, referiert von derReligi-onsphilosophin Ursula Baatz, umkreisten das Thema weiter. Eine musikalisch-poetische Menschen-Schachpartie im Schloßhof von Weitra konnte wegen des beginnenden Nieselregens nur von den Arkaden aus beobachtet werden — wie ein mittelalterliches Turnier, nur weniger spannend.

In einer Podiumsdiskussion über die Eultur des Spiels — Spiele der Kultur“ dachten Peter Sloterdijk, der Sozial- und Ästhetikphilosoph Rudolf zur Lippe und der Logiker Herbert Hrachovec vor einem blauen Unendlichkeitsprospekt auf grünlich beleuchteter Bühne öffentlich und brillant nach.

Manchmal schien es bitterernst zu werden, wenn es um eine Zukunft ging, die wir nicht nur für die Dritte Welt, sondern auch für uns selber vielleicht schon verspielt haben.

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