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Mann der Mitte

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Papst Paul VI. hat den seit geraumer Zeit erwarteten Wechsel im päpstlichen Staatssekretariat bekanntgegeben. An die Stelle des 87jährigen Kardinals Cicog-nani tritt Kardinal Villot. Und damit tritt seit den Tagen des berühmten Staatssekretärs Pius X., des Spaniers Merry Del Val (dessen Vater in Wien spanischer Diplomat war), wieder ein Ausländer an die Spitze dieses so wichtigen päpstlichen Amtes. Denn Kardinal Villot ist Franzose. 1965 erreichte er in seiner Heimat den Rang eines Erzbischofs von Lyon, aber schon 1967 erfolgte die Berufung zum Präfekten in die Kongregation für den Klerus. Der Kardinal-Staatssekretär ist der wichtigste Mitarbeiter des Papstes und fast immer ein besonderer Vertrauter des Heiligen Vaters. Dieses Vertrauensverhältnis brachte es mit sich, daß mit Ausnahme des Kardinals Pacelli nie der Staatssekretär zum Papst gewählt wurde. Aus der Person eines Staatssekretärs kann aber auch auf die Politik des Papstes geschlossen werden. Villot hat gleich dem Papst den Ruf, ein Gemäßigter zu sein. Kein starrer Verteidiger des Hergebrachten, möchte er mit der Zeit Schritt halten, ohne die Tradition vollständig preiszugeben. Die Haupttendenz des Zweiten Konzils hatte in ihm einen überzeugten, wenn auch behutsamen Fürsprecher. So kann ohne weiteres geschlossen werden, daß der neue Kardinal-Staatssekretär ein Mann der Mitte ist.

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