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Der Höhepunkt des Duells

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Der Zwist zwischen der PKI und der Partai Murba verschärfte sich jedoch von Tag zu Tag. Für die letztere war eine antikommunistische Aktion eine Notwendigkeit, und sie gründete daher im vergangenen Jahr eine B. P. S. (Badan Pertundjangan Sukarnoisme = Organisation zur Unterstützung des Sukarnoismus), die alle anti- und nichtkommunistischen Kräfte in sich vereinte. Bis zum Juli 1964 erreichte das Duell einen Höhepunkt: Sukarno ließ alle öffentlichen Debatten verbieten. Als Folge davon wurde der Druck der PKI auf Sukarno immer stärker. Ende 1964 stempelte Sukarno die Partai Murba als kontrarevolutionär und löste sie schließlich auf. Jänner 1965 erlitt die B. P. S. dasselbe Schicksal. Im Februar verbot Sukarno zugunsten der PKI alle Zeitungen, die mit der Murba-Ideologie sympathisierten. 1962 hat Sukarno den Vizepräsidenten der Volkskonsultativen Konferenz (Kon-ferensi Musjawarah Rakjat) und den Vizepräsidenten des Gotong-Rojong-Parlaments (beide nur Beratungsorganisationen) Ministertitel verliehen. Zu dieser Zeit reorganisierte Sukarno das Kabinett und wollte auch D. N. Aidit, den Vorsitzenden der PKI, und Lukman, einen der PKI-Führer, in die Regierung berufen und sie zu Ministern ernennen. Die Aufnahme der PKI-Führer ins Kabinett scheiterte jedoch an dem heftigen Widerstand der Armee, des Islams und der Partai Murba.

Um die Kommunisten um jeden Preis ins Kabinett zu bringen, trennte Sukarno geschickt sein Kabinett in zwei Parallelkammern: „Konferenz der Staatsführung“ und „Konferenz des Kabinetts“. Aidit erhielt den Posten des Vizepräsidenten der Volkskonsultativen Konferenz, und Lukman bekleidete das Amt des Vizepräsidenten des Gotong-Ro.iong-Parlaments; die Vertreter dieser Körperschaften fungieren gleichzeitig auch als Minister und können an der „Konferenz der Staatsführung“ teilnehmen. Nachher erklärte Sukarno, daß er „die Kommunisten doch nicht ins Kabinett (damit meinte er natürlich nur die .Konferenz des Kabinetts') gebracht hat“. August 1964 war die Lage schon völlig anders. Da die antikommunistischen Kräfte zur Gänze unterdrückt worden waren, konnte Sukarno, ohne auf sie Rücksicht nehmen zu müssen, einen weiteren PKI-Führer, Njoto, ins Kabinett berufen und als Minister ohne Portefeuille ernennen. Von diesem Zeitpunkt an hat Sukarno die Kontrolle über die PKI völlig verloren. Er mußte in Dingen nachgeben, die er eigentlich gar nicht gewollt hat, so zum Beispiel in der Frage der Beschlagnahme des US-Eigentums und der Schließung des USIS.

Sukarno: hörig, aber noch nicht Marionette

Sukarno ist zwar der PKI hörig, aber er ist trotzdem noch nicht ihre Marionette. Die PKI forderte nämlich: 1. Unterwerfung der „Wirtschaftsdynastie“ (bezieht sich auf Chairul Saleh und Adam Malik, die trotz der Auflösung der Partai Murba noch die Industrie- und Handelsministerien innehaben), 2. Auflösung der antikommunistischen

„Mohammedanischen Hochschülerschaft“, 3. Bewaffnung der 15,000.000 Arbeiter und Bauern, Sukarno' hat bisher diese drei Forderungen nicht erfüllt. Um Sukarno weiter unter Druck zu setzen, hielt Aidit am 11. Mai 1965 während des 7. Plenums des 4. Zentralkomitees der PKI eine Rede „Verstärkung der revolutionären Offensive auf allen Gebieten!“. In der Rede führte er aus: 1. die politische Atmosphäre der revolutionären Offensive soll noch mehr verdichtet werden, 2. die Revolution der neuen Kräfte ist reif geworden, 3. die PKI soll weiter konsolidiert werden.

China will „verwalten“

Unter der Initiative der pekinghörigen PKI ist Indonesien rotchinesischer Verbündeter geworden. Das Interesse Djakartas an diesem Bündnis liegt darin, daß Peking die Indonesier bei der Niederwerfung Malaysiens unterstützen kann. Diese Zusammenarbeit auf Grund der „Konfrontation“ mit Malaysien kann aber nicht sehr lange dauern; die Ursachen sind folgende: Pekings Endziel ist die „Befreiung“ (lies Sinisierung) Südostasiens einschließlich Indonesiens. Um dies zu beweisen, brauche ich keine Beispiele mehr aus den Zeitungen zu zitieren; nur meine eigene Erfahrung: 1950 sagte mir ein hoher Funktionär des „Dongnanya Qingbaojü Lianluochu“ (Verbindungsbüro des Nachrichtendienstes in Südostasien, eine der subversiven Organisationen Rotchinas, die direkt Tschu En-lai untersteht) : „ ... wir wollen Indonesien später emanzipieren und verwalten .. “

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