6727604-1965_38_07.jpg
Digital In Arbeit

Bung Karno unter rotem Druck

Werbung
Werbung
Werbung

Indonesien steht zur Zeit vor einem großen politischen Umschwung, der die Konstellation Südostasiens sehr ernsthaft beeinflussen wird. Um der möglichen Entwicklung Indonesiens besser folgen zu können, wird es zweckmäßig sein, wenn wir zuerst die Grundgedanken seiner revolutionären Theorien darlegen. Der Kern des von Sukarno vertretenen Marhaenismus (marhaen: Habenichts) — zugleich die Grundlage der indonesischen Verfassung — sind die „Pantja Sila“ (Fünf Prinzipien) :

• Glauben an Gott,

• Nationalismus,

• Menschlichkeit,

• Demokratie,

• soziale Gerechtigkeit.

Von diesen „Fünf Prinzipien“ abgeleitet, wurden 1960 das „Manipol“ (Manifesto Politik = Politisches Manifest) und das sogenannte „Usdek“ ins Leben gerufen. Unter „Usdek“ ist zu verstehen:

• Undang-undang Dasar 1945 (Verfassung 1945 = „revolutionäre Verfassung“),

• Soslalisme Indonesla (indonesischer Sozialismus),

• Demokrasi Terpimpin (gelenkte Demokratie),

• Ekonomi Terpimpin (gelenkte

Wirtschaft),

• Kepribadian Indonesia (indonesische Identität).

Zur gleichen Zeit und aus dem gleichen Grundgedanken wurden auch „Djarek“ (Abkürzung von Djalannja Revolusi Kita = Der Weg unserer Revolution), „Resopim“ (Abkürzung von Revolusi, Sosialisme, Pimpinan =•= Revolution, Sozialismus, Führerschaft) und „M. D. K.“ (Abkürzung von Membangun Dunia Kembali = Wiederaufbau der Welt) proklamiert. Die jetzige „Nasakom“-Koalition zwischen den Nationalisten, Leuten mit religiösem Bekenntnis (überwiegend mohammedanisch) und Kommunisten basiert — zumindest theoretisch — auch auf dem Usdek-Fundament, da« eine Weiterentwicklung — mit stark linksgerichteter Tendenz allerdings — von den Pantja Sila darstellen soll.

Der Traum vom Maphilindo

Der Traum der Wiederherstellung des großen Madjapahit-Reiches (1222 bis 1525), dessen Territorium sich seinerzeit nicht nur wie heute auf das Gebiet „von Sabang bis Marauke“ beschränkte, sondern auch Malaysien und die Philippinen umfaßte, wird den Indonesiern immer vorschweben. Und gerade dies ist die Kraftquelle, die es Sukarno vor einigen Jahren als möglich erscheinen ließ, die Bildung einer „Föderation Maphilindo“, die Malaysien, die Philippinen und Indonesien umfassen soll, vorzuschlagen. Die derzeitige Forderung Djakartas nach Malaysien hat natürlich auch dieselbe Wurzel. Bung Karno („Bruder Karno“, wie das indonesische Volk Sukarno nennt) hat sein Prestige während der Einverleibung Westneuguineas auf einen Höhepunkt gebracht und hat — er der „Diktator“, der „Vater Großindonesiens“ oder wie man ihn auch nennen mag — eine gewisse Popularität innerhalb des Landes gewonnen. Seine persönliche Position hat sich aber langsam geändert. Durch seine zu weitgehende Zusammenarbeit mit der KP Indonesiens, die der Tradition der nationalistischen Revolution in Hinkunft nur schaden kann, hat Sukarno selbst die Kontrolle über die Parteien verloren und vor allem die Streitkräfte in Front gebracht.

Wie man weiß, ist Sukarno ein Genie im Balancespiel mit den Parteien gewesen, um seine eigene Macht zu sichern. Vor ein paar Jahren hat er alle politischen Parteien verboten, außer der PKI und der von Tan Malaka, dem „Urkommuni-sten“ Indonesiens gegründeten, trotzkistischen Partai Murba. Letztere wird von den Indonesiern gern als „Partei der Masse“ bezeichnet und vertritt „die Leute, die außer Gehirn und Körper nichts haben“. Im Kampf gegen die gemeinsamen Feinde Masjumi (Abkürzung von Madjelis Sjtira Muslimin Indonesia =• Konferenz der Indonesischen Mohammedaner, einst die größte islamitische Partei Indonesiens) und die rechtsgerichtete PSI (Partai Sosialis Indonesia = Sozialistische Partei Indonesiens) waren beide Linksparteien noch vor ein paar Jahren enge Bundesgenossen. Nach der Liquidierung der Masjumi und PSI begannen aber die PKI und die Partai Murba selbst den Streit um die politische Erbschaft und Führungsposition nach dem vorauszusehenden Sturz Sukarnos.

Zuerst war die Partai Murba der Günstling des „Führers“. Viele höhere Funktionäre dieser Partei sind zu Vertrauensleuten Sukarnos geworden, unter anderen Mohammad Yamin, Iwa Kusumasumantri, Adam Malik, Sukarni und Chairul Saleh.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung