Schüller - © APA/Herbert Pfarrhofer

Helmut Schüller: Der Kopf der "Pfarrerinitiative"

19451960198020002020

Der Caritas-Präsident und Generalvikar a. D., Pfarrer von Probstdorf, Universitäts- und Akademikerseelsorger in Wien, wird 70.

19451960198020002020

Der Caritas-Präsident und Generalvikar a. D., Pfarrer von Probstdorf, Universitäts- und Akademikerseelsorger in Wien, wird 70.

Werbung
Werbung
Werbung

Eine glänzende Karriere als Kleriker schien Helmut Schüller ­bevorzustehen. Als der Wiener Diözesanjugendseelsorger Ende der 1980er Jahre zum Nachfolger von Caritas-Legende Leopold Ungar an der Spitze der größten kirchlichen Sozialorganisation ausersehen wurde, sahen viele in ihm den kommenden Kirchenmann ­Österreichs. Bis 1995 stand er der Caritas vor – dann machte ihn Christoph Schönborn, der in jenem Jahr der Affäre Groër zum Wiener Erzbischof avanciert war, zum Generalvikar, der Nummer zwei der Kirche Wiens.

Schüller stürzte sich nach der karitativen Arbeit mit vergleichbarem Eifer in die Reform der Kirchenbürokratie – beileibe nicht nur zur Freude der dort „Beamteten“. Aber ebenso beargwöhnten ihn die „Besorgten“ innerhalb der Kirche, die gerne in Rom ob der losen Sitten in Österreichs Nachkonzilskirche vorstellig wurden. Auch Kardinal Schönborn geriet unter Druck und entließ seinen Generalvikar 1999 per Brief vor dessen Tür.

Schüller zog sich daraufhin als Pfarrer nach Probstdorf bei Wien sowie als Universitäts- und Akademikerseelsorger für die Wirtschaftsuni und die Bodenkultur aus der vorderen Reihe der Hierarchie zurück. Bis 2005 entwickelte er in Wien eine Ombudsstelle für Missbrauchsopfer.

2006 gründete Schüller mit anderen Klerikern der Konzilsgeneration die „Pfarrerinitiative“, in der er gegen die Zusammenlegung von Pfarren, aber auch für die Weihe verheirateter Männer eintrat; im „Aufruf zum Ungehorsam“ forderte die „Pfarrerinitiative“ 2011 auch den Zugang von Frauen zum Priesteramt. Der damalige Papst Benedikt XVI. kritisierte diese Aktivitäten 2012 öffentlich in einer Predigt, im selben Jahr wurde Schüller auch der Ehrentitel „Monsignore“ entzogen.

Die FURCHE blickt auf eine langjährige Zusammenarbeit mit Helmut Schüller zurück, von 2002 bis 2010 war er Religionskolumnist dieser Zeitung. Am 24. Dezember begeht Schüller den 70. Geburtstag. Bereits am 15. Dezember feiert er diesen mit einem Gottesdienst in der Deutschordenskirche (19.30 Uhr, 1010 Wien, Singerstraße 5) und einem anschließenden Fest im Stefanisaal des Curhauses (Stephansplatz 3, Infos: ka.forumzeitundglaube@edw.or.at).

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung