Eisenberg - © Foto: Ingo Pertramer, Brandstätter Verlag

Paul Chaim Eisenberg wird 70

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Paul Chaim Eisenberg, langjähriger Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, feiert seinen 70. Geburtstag.

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Paul Chaim Eisenberg, langjähriger Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, feiert seinen 70. Geburtstag.

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„Am 26. Juni werde ich 70 Jahre alt. Das alleine ist noch keine Leistung“, schrieb Paul Chaim Eisenberg kürzlich anlässlich seines nahenden Jubiläums – und setzte gleich hinzu,wie sich doch eine Leistung daraus machen lässt: Seit Wochen hatte der 2016 pensionierte langjährige Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien emsig daran gearbeitet, seine Wohnung im ersten Bezirk in ein jüdisches Lernzentrum mit Bibliothek, Musikzimmer sowie einem Kinderleseraum samt Pingpongtisch und Rutsche umzugestalten. Rund um seinen Geburtstag wird es nun zunächst für Freunde und Bekannte die Pforten öffnen.

Der sechsfache Vater und 30-fache Großvater liebt es nämlich, von Menschen aller Altersklassen umgeben zu sein. Nicht nur, aber schon auch deshalb, weil er vor Publikum zu großer Form aufläuft. Dann erteilt der begnadete Geschichtenerzähler bevorzugt Unterricht im Fach „jüdische Weisheit“, die auf alle Lebenslagen anwendbar ist und nie ohne einen guten Schuss Humor auskommt. „Habe ich dir schon den Witz erzählt“ ist der Satzanfang, den man von ihm am öftesten hört – und es gibt immer einen wirklich guten, den er noch nicht erzählt hat.

Freilich ist der Humor bei Paul Eisenberg, der das Amt des Wiener Oberrabbiners 1983 nach dessen Tod von seinem Vater Akiba Eisenberg übernahm, nie Selbstzweck: „Ich bin ein Brückenbauer“, sagt er, dem der interreligiöse Dialog ein besonderes Anliegen war und ist, über sich selbst. Und er baut eifrig: Drei Bücher über jüdisches Leben und Denken hat er bereits publiziert. Auf Konzerten erzählt er chassidische Geschichten und singt dazu jiddische Lieder, nicht alle davon fröhlich: „Ich habe eine Liste von Liedern, die ich nicht singen kann, weil ich in der Mitte vom Lied zu weinen beginne.“

Innerhalb seiner Gemeinde steuerte Eisenberg, der nach wie vor dem Bundesverband der Israelitischen Kultusgemeinden vorsteht, einen Kurs des Ausgleichs zwischen orthodoxen und liberalen Strömungen, wobei ihm die Auslegung seines Amtes stets zupassekam: „Der Rabbiner muss die Regeln kennen, der Oberrabbiner die Ausnahmen.“ Die kennt Paul Chaim Eisenberg natürlich alle.

Der Autor ist freier Schriftsteller und Publizist.

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