Fremd(e) - eine Frage der Religionen

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Das neueste "Jüdische Echo" befasst sich ebenso mit dem Thema Migration wie die Neuerscheinung "Flucht in der Bibel".

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Das neueste "Jüdische Echo" befasst sich ebenso mit dem Thema Migration wie die Neuerscheinung "Flucht in der Bibel".

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Bedrohung, Feindbilder, Sündenböcke - Wie die Furcht vor dem Fremden die Empathie tötet": Mit dem gesellschaftspolitischen Thema Nummer 1 beschäftigt sich auch die jüngste Ausgabe der von Leon Zelman (1928-2007) begründeten Zeitschrift Das Jüdische Echo", die nun schon in ihrer 65. Ausgabe vorliegt. Dabei geht es beileibe nicht nur um jüdische Standpunkte zur Frage, wie man mit den Fremden und der Angst vor ihnen umgehen soll.

Gleichwohl versucht Arie Folger, der neue Wiener Oberrabbiner, den Spagat zu schaffen zwischen der persönlichen Nächstenliebe, die auch eine religiöse Pflicht ist, und dem Versprechen eines hohen Lebensstandards für alle, das nicht religiös geboten sei. Prominente jüdische Intellektuelle wie Doron Rabinovici oder Susanne Scholl setzen sich mit dem aktuellen Klima der Hetze auseinander, aber auch die Versuche des muslimischen Pädagogen Moussa Diaw, gegen Extremismus und Radikalisierung von Jugendlichen gezielt Präventionsarbeit zu leisten, finden sich dargestellt. Auch eine Reihe von historischen Fluchterfahrungen in verschiedenen Gegenden Europas haben in dem von Erhard Stackl als Chefredakteur betreuten renommierten Almanach Eingang gefunden.

Flucht ist seit jeher ein Thema der Religionen. Auch in der Bibel spielen Fluchtgeschichten eine wesentliche Rolle, sowohl in der Hebräischen Bibel als auch im Neuen Testament der Christen. Der Luzerner Neutestamentler Rudolf Vorholt nimmt sich in seinem Buch "Flucht in der Bibel" zwölf "Geschichten von Not und Gastfreundschaft" an. Ein ebenso verdienstvolles wie für sich sprechendes Unterfangen, denn in den gesellschaftspolitischen Debatten ist es wichtig, sich den Kontext der biblischen Fluchterfahrungen immer wieder zu vergegenwärtigen. Vorholz beginnt bei der "Urflucht" des Menschengeschlechts, der Vertreibung aus dem Paradies, um dann über die Noah-Geschichte, die Emigration von Abraham, natürlich die Exodus-Erfahrung des Volkes Israel bei den neutestamentlichen Geschichten, nicht zuletzt rund um die Kindheitserzählungen Jesu anzulangen.

Bedrohungen, Feindbilder, Sündenböcke

Wie die Furcht vor dem Fremden die Empathie tötet.

Das Jüdische Echo Vol. 65, Falter Verlag 2016.152 Seiten, kt., € 14,50

Flucht in der Bibel

Zwölf Geschichten von Not und Gastfreundschaft.

Von Robert Vorholt. Topos 2016.240 Seiten, kt., € 18,50

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