Lonny Glaser - © Kathbild

Lonny Glaser: Der Brückenschlag zum Westen

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Das von der im März verstorbenen Lonny Glaser gegründete kirchliche Institut „Janineum“ hat über den Eisernen Vorhang hinweg Jahrzehnte einen wichtigen Beitrag zum geistigen Austausch und zur Völkerverständigung zwischen Österreich und den Ländern des Ostens geleistet.

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Das von der im März verstorbenen Lonny Glaser gegründete kirchliche Institut „Janineum“ hat über den Eisernen Vorhang hinweg Jahrzehnte einen wichtigen Beitrag zum geistigen Austausch und zur Völkerverständigung zwischen Österreich und den Ländern des Ostens geleistet.

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Es war sicher nicht der repräsentativste Raum des Erzbischöflichen Palais in Warschau, aber doch der sicherste, in dem der polnische Primas, Kardinal Stefan Wyszyński, im Winter 1956 die Besucherin aus Wien empfing. Obwohl er nach drei Jahren Hausarrest die Abhörmethoden der Geheimpolizei kannte, riskierte er es, einen Gedanken auszusprechen, der ihn sehr beschäftigte: „Lasst uns nicht allein, helft uns, die geistige Isolation zu überwinden. Unsere Intelligenz darf den Anschluss an das Denken und Tun jenseits des Stacheldrahts nicht verpassen.“

Mit dieser Bitte im Reisegepäck fährt Lonny Glaser nach ihrem Besuch bei Verwandten wieder zurück nach Wien, in das damals bereits freie Österreich. In ihr hatte der Kardinal die genau richtige Ansprechpartnerin gefunden, die nicht nur den für die Realisierung des Vorhabens notwendigen Mut besaß, sondern sich sowohl in Österreich wie in Polen beheimatet fühlt. Der Vater kommt aus Graz, die Mutter aus Bielsko-Biała (Beskiden). Nach dem Tod der Mutter kommt die Achtjährige zu polnischen Verwandten nach Maków und wächst dort auf. Als Zwanzigjährige flieht sie 1945 vor der heran­rückenden Roten Armee nach Österreich. 1956 reist sie erstmals nach ihrer Flucht zu ihren Verwandten nach Polen, wo es dann zu der entscheidenden Begegnung mit dem polnischen Kardinal kommt.

Ein Konzept zeigt Erfolg

Lonny Glaser versucht mit Freunden vorerst ein Konzept zu entwerfen, wie man der Bitte des polnischen Primas entsprechen könnte. Dann nimmt sie Kontakt mit dem neuen Erzbischof von Wien, Franz König, auf, der sich sofort interessiert zeigt und meint, man solle es doch einmal probieren. Geplant war, dass ausgesuchten Personen aus den verschiedensten wissenschaftlichen und kulturellen Bereichen durch ein Stipendium ein befristeter Aufenthalt in Österreich zur Weiterbildung ermöglicht werden soll.

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