Römische Wendezeichen

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Die Zeichen für eine franziskanische Wende in der katholischen Kirche mehren sich. Und zwar nicht nur, weil je wütender ultrakonservative Ausfälle gegen das derzeitige Pontifikat etwa im Internet ausfallen, desto sicherer ist, dass sich in Rom tatsächlich einiges bewegt. Einen wirklichen Lackmustest für die Veränderungen stellt aber der Umgang der Kirchenspitze mit den US-Ordensfrauen dar. Denen war bekanntlich in ihrer Gesamtheit 2008 eine Apostolische Visitation verordnet worden. Kardinal Franc Rode, der damalige Chef der vatikanischen Ordenskongregation, ließ von Anfang an verlauten, er halte die US-Nonnen für zu liberal, zu politisch und, salopp gesagt, für zu wenig fromm - er warf ihnen wörtlich "Säkularismus und einen feministischen Geist" vor. Für die Nonnen folgten sechs bittere Jahre.

Am 16. Dezember präsentierte der derzeitige "Ordens-Minister", Kardinal João Braz de Aviz, gemeinsam mit Vertreterinnen der über 50.000 US-Ordensfrauen den Abschlussbericht der Visitation, der in einem umfassenden Sinn positiv das Engagement der Schwestern würdigt und schon gar keine disziplinären Sanktionen verhängt. Zentral hingegen sind Aussagen, die den Dienst an den Ärmsten und den Randgruppen hervorheben. "Seit den frühen Zeiten der katholischen Kirche der USA" stünden die Ordensfrauen da "an vorderster Front", heißt es etwa.

Damit ist eine wichtige Versöhnungsetappe im Konflikt zwischen Rom und den US-Schwestern erreicht. Allerdings gibt es noch ein zweites Verfahren, das die Glaubenskongregation 2009 gegen den weitaus größeren der beiden Dachverbände der Ordensfrauen, den "Leadership Council for Women Religious - LCWR", angestrengt hat. Die Glaubenshüter haben die LCWR unter Kuratel gestellt. Wie dieses Verfahren ausgeht, ist offen. Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Chef der Glaubenkongregation, ließ wiederholt mit vergleichbaren Qualifizierungen wie Kardinal Rode aufhorchen, zuletzt suchte er mit der Bemerkung zu "kalmieren", man sei ja nicht frauenfeindlich, man würde "ja nicht täglich eine Frau verspeisen". Im Sinne einer franziskanischen Wende hofft man auch hier auf eine konstruktive Konfliktbeilegung.

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