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Roman über Jeanne d’Arc

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Das Mädchen von Orleans. Das Schicksal der Jeanne d’Arc. Von Sven Stolpe. Mit einer Einführung von Ida Friederike Gör res. Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt am Main.

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Das Mädchen von Orleans. Das Schicksal der Jeanne d’Arc. Von Sven Stolpe. Mit einer Einführung von Ida Friederike Gör res. Verlag Josef Knecht, Carolusdruckerei, Frankfurt am Main.

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419 Seiten. Preis 15.80 DM

Der schwedische Konvertit Sven Stolpe legt uns im vorliegenden Buch, das eine deutsche Bearbeitung ist, eine großangelegte Lebensbeschreibung der heiligen Johanna von Arc vor. Eigentlich ist es mehr: ein Stück Zeitgeschichte, denn der Verfasser stellt das Leben dieser außergewöhnlichen Heiligen ganz in das Zeitgeschehen hinein.

Die Einführung aus der Feder der uns sehr bekannten Ida Friederike Görres scheint uns nicht in allem gelungen. Dem Autor geht es nicht um die Idee, mit der Ida Görres sich in ihrer Biographie der heiligen Theresia von Lisieux befaßt hat, das heißt nitht darum, allen kitschigen Aufputz von der Gestalt Jeanne d’Arcs abzuräumen. Diese Heilige ist keineswegs so volkstümlich, daß sie zu einer Devotionsfigur hätte werden können. Man kann sie nicht zu einem neuen Heiligkeitstyp stempeln, der sich grundlegend von jenem der Barockzeit abhebt. Jeanne d’Arc ist eine mittelalterliche Heilige ganz besonderer Art, wüe auch der Auftrag, den sie zu erfüllen hatte, eben einmaliger Art war. Eine Typisierung ist hier völlig unangebracht, wenn sie überhaupt bei Heiligen angew’endot werden kann. Die Frage, wie weit die Volksfrömmigkeit diese oder jene Tugend an einem .Heiligen verabsolutiert und so sein Bild etwa verzeichnet, oder wie weit eine Zeitepoche ein bestimmtes Heiligkeitsideal bevorzugt, ist’ nicht identisch mit der Frage nach dem kirchlichen Heiligkeitsideal.

Nun aber zu Sven Stolpe selbst. Sein Werk ist nicht eine historische Quellenforschung. Er strelR vielmehr darnach, aus der bestehenden Jeanne-d’Arc-Literatur das Echte und Wertvolle vom Unechten zu sichten. Dabei geht er gewissenhaft vor und benützt sein eigenes gläubiges, jedoch nicht unkritisches Urteil. An den entscheidenden Punkten stellt er die Meinungen der bedeutendsten Biographen einander gegenüber und legt seine eigene Stellungnahme dazu dar. Daher ist dieses Werk nicht vom Standpunkt der historischen Forschung aus zu beurteilen, sondern lediglich vom Standpunkt einer gesunden Hagiographie.

Hagiographisch eignen aber Sven Stolpes Werk ohne Zweifel eine Reihe von Vorzügen. Erfüllt von der Bereitschaft, das Wirken Gottes in der einzigartigen Heiligen anzuerkennen und zu verstehen, bleibt Stolpe nüchtern in der Bewertung der Quellen. In der Art und Weise der Darstellung zeigt er uns das geschichtliche Ringen um das Verständnis dieser Heiligen. Wenn er auch ‘ nicht immer eine letzte Stellungnahme bezieht, so scheint er uns doch das übernatürliche Moment in diesem einzigartigen Leben zu erfassen. Das Gesetz des Heilswirken Gottes, das sich im Zeichen des Kreuzes vollzieht, scheint uns gut gezeichnet: Neben unglaublichen Erfolgen letztlich doch immer wieder das Scheitern, der Mißerfolg und die Verdemütigung.

Wünschenswert wäre, daß uns eine Biographie der heiligen Jeanne d’Aro auch Einblick gewährte in das, was die Akten des Heiligsprechungsprozesses zu den vielen umstrittenen Fragen diese Lebens zu sagen wissen.

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