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Das Arbeitsjahr neigt sich dem Ende zu. Nicht für alle. Asylwerber, die auf ihren Bescheid warten müssen, haben wieder ein Jahr der Untätigkeit hinter sich gebracht. Caritas, Diakonie, Grüne fordern seit langem, dass Asylbewerber eine Arbeitsbewilligung bekommen. Die Regierung stellt sich taub. Arbeitende Asylanten würden Österreichs Wirtschaft nicht in die Krise treiben. Kann es sein, dass auf diese Weise die Abwehr der Bevölkerung gegen Zuwanderer geschürt wird? Faule Ausländer sitzen im Park, während unsereins zur Arbeit hastet. Nur - was sollen sie sonst tun?

Hinter jeder politischen Dummheit stecken Denkfehler. Was heißt "Arbeitsbewilligung"? Artikel 23 der Menschenrechtsdeklaration, die heuer 60 Jahre alt wird, zählt das Recht auf Arbeit zu den Menschenrechten. Wer ist auf die Idee gekommen, dass ein Menschenrecht erst bewilligt werden muss? Wahrscheinlich jene, die vor zwei Jahrhunderten die industrielle Revolution dazu benützt haben, das Arbeitsverhältnis sprachlich auf den Kopf zu stellen. Der Arbeitgeber wurde zum Arbeitnehmer und umgekehrt. Damit wurde Arbeit zu einem Gut im Besitz derer, die nicht arbeiten, aber ein Unternehmen haben, oder des Staates, der mittels Arbeitsamt - heute schamhaft "Arbeitsmarkt-Service" genannt - verwaltet, was ihm nicht gehört. Denn Arbeitgeber sind selbstverständlich diejenigen, die ihre Arbeit geben, um Geld zu verdienen; die Arbeitnehmer nehmen diese Arbeit und bezahlen sie, damit ihr Betrieb am Laufen bleibt.

Eine bessere Sprachregelung löst keine Arbeitsmarktprobleme; sie deckt aber auf, welche Motive die Politik antreiben. Es ist schlicht die Angst vor der Zukunft, wenn etwas aus der Hand gegeben wird. Wo kommen wir hin, wenn jeder, der arbeiten kann, tatsächlich arbeitet? Wenn man ein Menschenrecht einfach in Anspruch nimmt, ohne um Erlaubnis zu fragen?

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