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Dicke Luft bei den Um Weltorganisationen

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Der Streit zwischen den Umweltorganisationen eskaliert. Ins Schußfeld geraten ist nun auch Umweltministerin Maria Rauch-Kallat.

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Der Streit zwischen den Umweltorganisationen eskaliert. Ins Schußfeld geraten ist nun auch Umweltministerin Maria Rauch-Kallat.

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Da hegt ein glatter Wortbruch der Frau Minister vor. Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Umweltministerium und den Umweltorganisationen ist in Frage gestellt!“ - Martin Kaspar, Vize-Geschäftsführer und Sprecher von „Global 2000“, ist bitter enttäuscht. Der Anlaß für seine Frustrationen: vor zwei Wochen entschied das Umweltministerium, daß die ÖGNU (Österreichische Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz) mit Mitteln des Ministeriums (1,5 Millionen Schilling) ein EU-Informati- onsbüro in Brüssel einrichten darf und nicht das „Öko-Büro“, dem neben Global auch WWF, Greenpeace und das Umweltforum angehören — und das, obwohl das „Ökobüro“ Erst-Antragsteller gewesen war.

Hintergrund der Causa ist die Rivalität zwischen den Trägerorganisationen des Öko-Büros und der ÖGNU, der vor allem traditionelle Umweltorganisationen wie Naturfreunde, Älpenverein oder diverse Forst-, Jagd- und Fischereiverbände angehören. Im Juni 1993 übernahm Gerhard Heilingbrunner, vormals Hainburg-Organisator und Ex-Mit-

arbeiter der damaligen Umweltmi- nisterin Marilies Flemming, die Präsidentschaft der ÖGNU, um den Dachverband aus dem Dornröschenschlaf zu küssen. Sein ehrgeiziges Ziel: die Schaffung einer gesetzlich verankerten Vertretung aller Umweltorganisationen („Umweltkammer“).

Zu diesem Zwecke kam es auch zu Fusionierungsgesprächen mit dem Öko- Büro, die im Dezember 1993 in einer von beiden Seiten Unterzeichneten „Vereinbarung“ mündeten Von da an scheiden sich die Geister: die Organisationen des Öko-Büros werfen Heilingbrunner vor, diese „interne Absichtserklärung“ vorschnell an „News“ weitergespielt zu haben, um gegenüber dem Ministerium als Anlaufstelle für alle Umweltor- gansiationen auftreten zu können.

Der Umweltministerin wiederum wird vorgeworfen, früheren Ankündigungen untreu geworden zu sein, keine der beiden Umwelt-Dachorganisationen zu bevorzugen.

Martina Närr, Geschäftsführerin des Öko-Büros, ist „mittlerweile ziemlich böse“. Sie wirft Heilingbrunner vor, unter Mithilfe des Ministeriums „Zwistigkeiten in die Umweltbewegung hineinzutragen“.

Dieser weist die Vorwürfe zurück und betont seine Konsensbereitschaft: „Ich verstehe nicht, warum das Öko-Büro nicht mehr zu einer

Vereinbarung steht, die gemeinsam erarbeitet wurde. Ich bin aber jederzeit zu weiteren Gesprächen bereit. Mir geht es um eine Einigung und nicht um persönhche Eitelkeiten.“ Die Umweltsprecherin der Parlamentsgrünen, Monika Langthaler, ortet hinter den Zwistigkeiten parteipolitische Motive und kündigt im FURCHE- Gespräch eine parlamentarische Anfrage an: „Rauch-Kallat versucht, sich mit der ÖGNU ,brave Grüne1 heranzuzüchten, die in einem Naheverhält- nis zur ÖVP stehen.“

Im Büro der Ministerin gibt man sich gelassen. Ralph Böckle, zuständiger Ministersekretär, spielt den Ball zurück: „Anscheinend wird die Angelegenheit durch die grüne Parteibrille betrachtet. Der ÖGNU ein ÖVP-Naheverhältnis vorzuwerfen, ist lächerlich. Immerhin sind dort auch die roten Naturfreunde dabei und auch das Transitforum, das ja gute Kontakte zu den Grünen hat.“ Auch den Vorwurf des „Wortbruchs“ weist Böckle zurück: „Wir mußten eine Entscheidung treffen, weil sich die Umweltorganisationen nicht einigen können. Es wäre lächerlich, erst nach der Volksabstimmung das EU-Info-Büro zu installieren. Wir haben aber die Auflage erteilt, daß das Brüsseler Büro als Servicestelle für alle Umweltverbände zu agieren hat - also auch für das Ökobüro.“

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