General Mladic in Wien?

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Nach der Verhaftung von Radovan Karadžic und dem Rätselraten um seine Wien-Aufenthalte wühlen sicher Cobra-Polizisten in Fotoarchiven und suchen aus Angst vor einer weiteren Blamage nach dem Konterfei von Karadžics Armeechef Ratko Mladic, dem flüchtigen Chefplaner des Srebrenica-Massakers und Kommandanten der Belagerung von Sarajewo.

War Mladic in Wien? Hat ihn die Polizei kontrolliert, unter einem Rauschebart nicht erkannt, seinen gefälschten Pass akzeptiert? Ist er immer noch hier? Eine Million Euro Kopfgeld sind für Mladic ausgelobt.

Wer sich an der Mladic-Suche beteiligen will, sollte in Bäckereien anfangen. Die liebt der "Schlächter vom Balkan"; dort lässt er sich gerne zu markigen Sprüchen hinreißen: Als General hat er gedroht, er werde London bombardieren; als weltweit gesuchter mutmaßlicher Kriegsverbrecher wird er sich mit der Ankündigung eines Blutbads bei seiner Festnahme bescheiden.

Auch in Schach-Lokalen könnte sich Mladic aufhalten. Der "serbische Napoleon" bewundert das Spiel der Könige, obwohl er es nur zum "Botschafter der Hölle" gebracht hat und von Karadžic "Trottel" geschimpft wurde. Mladics Lieblingsspiel ist sowieso "Mensch ärgere dich nicht!" Das hat er gern mit seiner Tochter gespielt. Auch am Vorabend ihres Selbstmords, als die Medizinstudentin ihren Vater wegen der Kriegsgräuel zur Rede stellte. Aber am Höhepunkt des Bosnien-Kriegs hatte der General kein Ohr für die Gewissensprobleme seiner Tochter. Am besten sollte man deswegen nach einem geknickten Mann Ausschau halten, wenn man Ratko Mladic finden will. WM

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