Irrationaler Überschwang

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Die Zeit schreitet vorwärts und Änderungen sind ihr zahlloses Gefolge“ (Nestroy).

Manche Auguren glauben, dass ein Ende der Krise in Sicht sei. Viele Menschen beginnen sie erst zu spüren: in Form von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, Umsatz- und Gewinneinbrüchen. Viele bewegt die Sorge, welche Folgen die notwendigen Rettungsaktionen haben werden. Kürzungen? Steuern? Inflation? Die Krise kam asynchron. Sie traf nicht alle zur gleichen Zeit. Es gilt nicht die Gewitterregel „bald ist alles wieder klar, sonnig wie es früher war“. Statt auf eine Wiederkehr des Status quo ante zu hoffen, empfiehlt sich ein Blick, unter welchen Bedingungen die Krise hereinbrach. Der macht deutlich, dass sich vieles ändern muss, wenn das Gewitter nicht periodisch wiederkehren soll. Der Ökonom Robert Shiller verweist in seinem Buch „Irrational Exuberance“, das Jahre vor der Krise erschienen ist (2000!), auf Ursachen von Finanzkatastrophen: Globalisierung des Finanzsystems, Fixierung auf Wirtschaftserfolg, Informationstechnologie, Risikobereitschaft, Medienpräsenz von Börsenachrichten, optimistische Analysten und Verbreitung bestimmter Finanzprodukte.

Vor allem aber beschreibt er den „irrationalen Überschwang“: den Glauben an Aktien und das Vertrauen, dass Immobilien nur an Wert gewinnen können. Beide Credos wurden vielfach gepredigt – und millionenfach geglaubt. Man macht es sich zu leicht, das daraus resultierende Verhalten als „Gier“ abzutun. Menschen orientieren sich a) an rezenten Erfahrungen und b) am Verhalten anderer (Experten).

Der Krisenschock wirkt ansteckend – dank Medien weltweit. Die Empfehlungen Shillers sind beherzigenswert: u. a. jene, die von „intellectual and moral leaders“ rechtzeitige Warnungen verlangt. Das braucht Überblick und Mut, als „unzeitgemäß“ verlacht zu werden.

„Ich weiß nichts Gewisses, aber bei Leuten, die immer nur gute Nachrichten bringen, ist sehr die Frage, ob es auch wahre Nachrichten sind.“ Nestroy hat recht.

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