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Wohin mit den PVC-Bergen?

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Kunststoffe sind' aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie kommen in einer Menge von rund 950.000 Tonnen pro Jahr auf den österreichischen Markt. Mit rund 130.000 Tonnen ist Polyvinylchlorid (PVC) nach Polyethylen der zweitwichtigste Kunststoff, was die Menge betrifft.

PVC wird vielfältig eingesetzt: für Haushaltswaren, Fußbodenbeläge, Kabel-Ummantelungen/Rohre, Fenster ... Wegen seines hohen Chlorgehaltes (57 Prozent) stellt dieser Kunststoff allerdings ein beachtliches Umweltproblem dar: bei der Erzeugung, aber auch bei der Entsorgung.

In einer Studie der Umweltorgani-sation „Greenpeace" ist man der P'ra-ge nachgegangen, was mit dem PVC nach dessen Gebrauch geschieht. Diesem Problemkreis kommt umso größere Bedeutung zu, als in den nächsten Jahren mit einer wachsenden Flut von Alt-PVC zu rechnen ist, er-

lebte dieses Material doch ab den sechziger Jahren einen gigantischen Verbrauchsboom. Weil viele der PVC-Produkte eine Lebensdauer von etwa 30 Jahren haben, rechnet man, daß im Jahr 2000 rund 85.000 Tonnen zur Entsorgung anstehen (gegenüber 75.000 im Jahr 1996) - Tendenz stark steigend: Eine Verdreifachung zeichnet sich für die nächsten 20 Jahre ab.

Ein zentraler Ansatz des umweltgerechten Umgangs mit Abfällen ist deren Wiederverwertung. Wie sieht es diesbezüglich bei PVC aus? Sehr schlecht: 1996 wurden nur 171 Tonnen Alt-PVC-Produkte und 144 Tonnen PVC-Rohre gesammelt. Fin verschwindender Rruchteil der 75.000 Tonnen, die im Vorjahr anfielen.

Was geschieht mit dem Rest? Er wandert zum Großteil auf Deponien, wo schon jetzt rund 1,4 Millionen Tonnen lagern. Von dort ist PVC aber ab 2004 verbannt. Was soll dann aber mit den wachsenden PVC-Mengen geschehen? Forciert wird die Entsorgung durch Verbrennung, eine zwei-

felhafte und umweltbelastende (wegen der Chlorverbindungen) Vorgangsweise. In den Müllverbrennungsanlagen werden zur Bindung der entstehenden Salzsäure basische Salze und Laugen eingesetzt. Dieses Verfahren ist teuer: pro verbrannter Tonne PVC 13.000 Schilling, weil die dabei entstehenden Salze besonders entsorgt werden müssen.

Andere Formen energetischer Verwertung (in Kraft-, Stahl- oder Ze1 mentwerken) werden diskutiert, sind aber wegen der fehlenden Abgasreinigung (Salzsäure, Dioxin) umweltfeindlich.

Daraus wird ersichtlich, daß die derzeit extrem unzureichenden Sammelsysteme rasch und stark ausgeweitet werden müssen und praktikable Konzepte für eine Wiederverwertung von PVC überfällig sind.

Näheres siehe

PVC-Recycling. Anspruch und Wirklichkeit Analyse der PVC-Recycling Systeme in Österreich, Greenpeace Österreich Mai 1997, 12 Seiten.

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