Melo - © Foto: Júlia Moraes

Patrícia Melo: „Auf dem Scheiterhaufen verbrannt“

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Patrícia Melos Roman „Gestapelte Frauen“ schaut auf ein entsetzliches Verbrechen: den massenhaften Mord an Frauen.

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Patrícia Melos Roman „Gestapelte Frauen“ schaut auf ein entsetzliches Verbrechen: den massenhaften Mord an Frauen.

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„Nichts ist einfacher zu erlernen als Frauenhass. An Lehrern herrscht kein Mangel. Der Vater macht es vor. Der Staat macht es vor. Das Rechtssystem macht es vor. Der Markt. Die Kultur. Die Werbung.“ Der beste Lehrer aber sei die Pornografie. Gewalt an Frauen ist schicht übergreifend, und die meisten Morde passieren im trauten Heim.

Femizid sei das größte Problem im heutigen Brasilien, weiß die Schriftstellerin Patrícia Melo, und ihren Roman „Gestapelte Frauen“ widmet sie daher diesem Verbrechen. Frauenmord wird sichtbar als Teil eines Systems. Keine leichte Kost ist, was die Autorin da auftischt. Man spürt die Recherche, die dem Roman zugrunde liegt. Man spürt aber auch das Engagement und die Wut der Autorin. Sie richtet ihren Blick nicht nur auf ein Einzelschicksal, sondern auf das Kollektiv der ermordeten Frauen.

Auf der Flucht

Die Ich-Erzählerin, eine Anwältin, flieht aus São Paulo und vor ihrem Geliebten, der ihr eine Ohrfeige verpasst hat. Sie nimmt einen Auftrag an, der so weit weg wie möglich ist. Sie landet in Acre, im Westen von Brasilien, nahe der Grenze zu Bolivien und Peru. Dort soll sie von Prozessen gegen Männer berichten, die Frauen Gewalt angetan haben. Ihre Auftraggeberin plant ein Buch darüber, „wie der Staat Mörder produziert, indem er asymmetrische Geschlechterverhältnisse billigt“, eine Studie „über den autorisierten massenhaften Mord an Frauen“. Die Anwältin notiert und notiert, und so stapelt sich Fall auf Fall – in zwölf kurzen Zwischentexten finden sich im Roman dann solche Fälle, zusammen ergeben sie „haufenweise Frauen“, „Mulheres Empilhadas“, wie der Roman im Original denn auch heißt.

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