„Du mußt trinken“, redete er mir zu. „Wenn du nicht trinkst, wird es dir schwer werden.“Ich hatte nichts gegen das Trinken. Aber die Mixerin mixte Galle. Sie haßte uns, weil Ruchos den Jungen von der Theke abgedrängt hatte.„Er war gleichzeitig mit mir gefangen worden“, sagte ich. „Vor einem Vierteljahr sah ich ihn zum letzten Male. Wir arbeiteten in einem Steinbruch. Keine leichte Arbeit, aber auch nicht übertriebenes Tempo. .Wenn du vor mir zurückkommst', bat er mich, ,sage Vanessa, keine Stunde war ich getrennt von ihr, keinen Augenblick. Jeder Tag bringt uns näher dem
Mein Freund Aristides Wotruba war Konduktführer beim städtischen Leichenbestattungsunternehmen unserer Stadt. Seit einem halben Jahr ist er wegen Erreichung der Altersgrenze im Ruhestand. Dabei ist er noch so rüstig. Er ist das Opfer veralterter Gesetze und Vorstellungen. Unsere Väter traten mit den Fünfzigern in das Greisenalter ein. Alt sein war kein Unglück. Es bedeutete jedenfalls Würde. Aber heute, wann ist einer überhaupt alt? Wenn einer mit 65 Jahren in den Ruhestand versetzt wird, so wird ihm suggeriert, daß er alt ist, minder brauchbar, unbrauchbar. Dieser Widerspruch
Stumpnagel hatte in der Buchhaltungsabteilung die Maschinen und Instrumente nach ihrer jeweiligen örtlichen Placierung evident zu führen. Eine unbedeutende Tätigkeit. Es stand jetzt schon fest, daß nach ihm die Stelle nicht mehr besetzt werden würde. Diese Arbeit konnte ein anderer Angestellter mitnehmen. Im Rahmen seiner unscheinbaren Beschäftigung war auch sein Äußeres unscheinbar geworden, und man wußte nicht, ob sein Rücken von Geburt oder infolge seines Berufes gekrümmt war. Es war stets, als ob er sich vor etwas oder jemandem ducken wollte. Für ihn gab es keinen Platz an der
.Was soll das bedeuten?“ Er fragte es mit den Augen, denn er war sprachlos..Er ist mir zugelaufen“, sagte sie.Und? Warum hast du ihn nicht weggejagt?“„Das ist ein Rassehund“, klärte sie ihn auf, „so etwas jagt man nicht weg, sondern man meldet es als Fund an und bekommt Finderlohn.“Er glaubte nicht an den Finderlohn, aber es war ihm eine Beruhigung, daß das Tier Bald wieder aus dem Hause kommen werde.Als die Frau vom Fundamt sprach, war es ihr ernst damit. Aber als der Hund den Kopf in ihren Schoß legte und sie unverwandt anblickte, beschloß sie, ihn noch über Samstag und
Wahrscheinlich wollte er einmal eine Rolle spielen. Vielleicht nur eine andere als die ihm zugedacht. Ich habe, nebstbei bemerkt, einen Doctor jur. gekannt, der sich bei einer Gelegenheit für einen Doctor med. ausgab. Fast hätte die Sache ein böses Nachspiel gehabt.Es war im Jahre 1919. Eine halbe Stunde vor Abfahrt war der Zug Innsbruck—Salzburg überfüllt wie alle Züge damals. In das Stimmengewirr hinein erscholl plötzlich vom Eingang her eine Stimme: Kontrolle, Personalausweise vorbereiten.Sofort war es totenstill. Jeder holte sein Papier hervor und hielt es bereit in der Hand.Das
Cyrillus Piwoda war in einem der äußersten Bezirke der Haupt- und Residenzstadt Postamtsgehilfe. Als solcher war er unterernährt und schmächtig. Er lebte Tag für Tag im engen Raum seiner Familie, über den er nicht hinaussah und hinausdachte. Nur einmal im Monat geschah etwas Besonderes. Jedesmal am Monatsletzten ging er aus. Das war sozusagen ungeschrieben in den Ehepakten. In Wirklichkeit hing es mit dem Besoldungsgesetz zusammen, demzufolge die Vertragsangestellten zum Unterschied von den Beamten das Gehalt im nachhinein am Letzten des Monats erhielten. Da behob er sein armseliges
Nur wenige werden sich an das alte Firmenschild des bürgerlichen Restaurants im Zentrum der Stadt erinnern: „Jeremias Leebmann, Gasthaus zum blauen Ochsen“, und für den, der es nicht lesen konnte, war ein blauer Ochse daneben gemalt. Den hatte allerdings der Regen weggewaschen, und er war nicht erneuert worden, denn für ein Restaurant der Inneren Stadt schien er nicht mehr ganz passend. Im Betriebe aber hatte sich nichts geändert. Wie einst, als noch himmelblau der Ochse im Schilde prangte, trafen sich auch dann die Bürger und Spießbürger, um mit Ernst und sorgenvollen Gesichtern
Der Gymnasialprofessor Johannes Freudenthaler ging in die Universität, wo er Abendkurse in Latein hielt für solche, welche es zu irgendeinem Zweck in kürzester Zeit lernen wollten.Einstmals hatte er es sich anders gedacht. Aber das lag weit zurück. Er dachte kaum noch daran.Damals, vor vielen Jahren, hatte er sich im Geiste auch auf diesem Wege gesehen, als er davon träumte, ein großer Gelehrter zu werden. Nicht einer von den immerhin nicht wenigen. Einer, wo die Welt aufhorchen würde. Einer, der mit einer neuen Lupe durch die Werke der Dichter und Künstler hindurch das geheime Leben