Die Tage stiegen und sanken, sie wiesen ihm und seinem Bruder Paul in streng geordneter Gesetzmäßigkeit das übervolle Maß an Arbeit, den leeren, nimmer sich erfüllenden Traum an mütterlicher Liebe zu. Einige Male noch besuchte er den alten Simonlehner, bis ihm die Mutter auch dies verbot.So ehr Genoveva mit überirdischer Liebe an Veit hing, ihre Kinder, in denen er doch weiterlebte, waren ihr fremd geworden. Ihre Liebe, verinnerlicht, gelöst von irdischem Begehren, hob sich über alle hemmenden Begebnisse, alle Sorgen und Pflichten. Die Kinder aber blieben erdgebunden* Wirklichkeit.
So fanden sie die Männer, halberfroren, mit einem schweigengebietenden, jenseitigen Blick. Die schwellenden Lippen schmal und hart wie die des Toten. Und es schien, als ob nie wieder ein Lächeln sie lösen würde. Die Männer legten den Toten auf eine Bahre, Genoveva folgte ihnen. Doch nach einigen Schritten kehrte sie um. Sie nahm aus der Asche ein noch glosendes Holzstück, schwang es, bis es hellglühend wurde, und legte das brennende Scheit ins Heu. Niemand vermochte sie daran zu hindern. Sie stand vor der Hütte und wartete, bis die Flammen aus dem Rauch emporloderten. Kein Tier, so
Über der aus Steinen aufgebauten Feuerstelle hing dick berußt der Kupferkessel, in dem der Trank für das Vieh und die Milch gekocht wurden. An der Wand, auf einem Brett lagen einige Schalen und Holzschüsseln, zwischen den Balken steckten Löffeln und Messer. Es war düster, der Raum hatte kein Fenster. Wer auch hielt sich tagsüber darin auf, und wenn, so brannte das Feuer oder die Türe blieb offen. Nebenan war ein schmaler Versehlag mit den Vorräten, den Reinen für die Milch und den Geräten. Auf dem Heuboden war ihr Lager. Oft noch in späteren Jahren, wenn ein Gewitter über die
Veit langte nach dem vollen Glas, doch er trank nicht. Der väterliche Wein war herb und schwer. Er war zufrieden, wenn er den Bistumerhof, die alte Heimat von Genovevas Mutter, übernehmen und heiraten konnte. Später würde sein Vater sicher versöhnlicher und milder denken, wenn er sah, wie sie rechtschaffen lebten, und wie tüchtig die Vevi war. Der eigene Hof und die erworbenen, die blieben ja doch, und wen würde er in alten Tagen lieber um ihn sehen und auf seinem Hofe wissen, als Veit, seinen Sohn. Veit war zufrieden, zu sein wer er war: er selber mit seiner Liebe zur armen Magd
1. FortsetzungDas war ein bitteres, wehes “Wort, aber unabänderlich. Kein Bruder werkte auf diesem Hofe, Fremde waren es, die die vertrauten und liebgewordenen Äcker und Leiten bebauten, Fremde in den Stuben ihrer Kindheit, am Herd ihrer Mutter. Es tat immer weh, daran denken zu müssen, und sie ging .nie gerne diesen Weg, es geschah nur dem alten Vater zuliebe. Schweigend kamen sie langsam höher. Simonlehner blieb ab und zu einige Schritte zurück und langte nach der Flasche. Er schämte sich ein wenig vor Genoveva. Genoveva wußte, warum der Vater öfter zurückblieb; auch ihr war es
Es ist ein seltsam Auf und Nieder, wie mancher, der einst stolz auf eignem Felde schritt, in leinen Kindern nun in Demut weiterdient, und mancher, der in der Fron der anderen müd ergraut, in seinen Kindern frei auf eignem Felde schreitet. E' w'f.r, wohl immer o, trotz allen guten Worten, trotz dem Begehren mancher Zeit, den Knecht dem Herren gleichzustellen: dienen war unsäglich schwerer. Es wird wohl immer ,o sein. •Diese' unsichtbare Last empfand auch die junge Magd Genoveva. Aber nicht o, daß sie unwillig nach der Sichel langte oder mit den Kühen scholt, nein“, diese Schwere lastete