„Die gestundete Zeit“ ist der Titel von Ingebong Bachmanns erstem Gedichtband, welcher sie im Jahre seines Erscheinens 1953 mit einem Schlag berühmt gemacht hatte. „Mit einer lässigen Selbstverständlichkeit“, schrieb damals Günter Blöcker, „hat diese junge Frau fleißige Epigonen und emsige Interessengemeinschaften überrundet.“ Geboren in Klagenfurt, studierte sie in Innsbruck, Graz und Wien zunächst Rechtswissenschaften, wandte sich aber dann ausschließlich der Philosophie zu. Vor allem interessierte sie der Wiener Kreis und Wittgenstein, ihre Dissertation schrieb sie
Die noch reicher Abwandlung fähigen Begriffspaare modern — alt, fortschrittlich — rückschrittlich, revolutionär — reaktionär gehören zu jenen billigen Denkkategorien, mittels derer jugendliche Unreife und erwachsene Denkfaulheit sich in ein Denken hineinzusteigern vorgeben. Was heißt schon modern oder überholt? „Modern heißt heute, was morgen als die Mode von gestern erkannt werden wird“; und sogar „Alt-Wien“ war einmal eine Neuheit. „Die eine Schlange steckt der andern, sie und sich selbst erstickend, im langen Hals.“ Paris von Gütersloh, von dem die Zitate stammen,
Wenn Gertrud von le Fort am 11. Oktober ihren 90. Geburtstag feiert, wird man sie vergeblich an den Stätten öffentlicher Feierlichkeiten suchen. Sie liebt es nicht, ihre private Sphäre der „schützenden Hülle der Verborgenheit“ zu entkleiden. Und wird sie einmal geehrt, so zieht sie sich bald wieder zurück. „Wie der Schleier, so ist auch das Fallen des Schleiers von tiefer Symbolik. Von hier aus werden gewisse Moden zu ungeheuren Verrätern, ja sie werden zu Bloßstellungen.“ Damit haben wir ein Charakteristikum nicht bloß des persönlichen Lebens, sondern auch der Dichtung le
BRIEFWECHSEL MIT REINHOLD SCHNEIDER. Von Erich Przywara. Mit Gedenk Worten von Theodor Heuss, Werner Berg engruen, Erich Przywara und einem Vortrag von Reinhold Schneider. Im Verlag der Arche, Zürich 1965, 147 Seiten. — MÜNDLICH GESPROCHEN. Von Werner Bergengruen. Im Verlag der Arche, Zürich, 416 Seiten. — RÄUBERWUNDER. Erzählungen. Von Werner Bergengruen. Im Verlag der Arche. Zürich. 224 Seiten.
WAHRHEIT UND GESCHICHTLICHKEIT. Eine Untersuchung über die Frage nach dem Wesen der Wahrheit im Denken Martin Heideggers. Von Fridolin W i p 1 i n-ger. Verlag Karl Alber, Freiburg-München. 387 Seiten. Preis 30 DM.
DIE 9. SELIGKEIT. LICHT UND DUNKEL DES FILMS. Von Roman Herle. Verlag Herold, Wien-München, 1962. 246 Seiten. Preis 78 S.Ein Wiener Abendblatt aus dem Jahre 1935 wollte mit der Charakterisierung „Dr. R. H. — oder der Einbruch der Lyrik in die Filmkritik“ den Autor der angekündigten Neuerscheinung in den Anfängen seiner Tätigkeit als Filmkritiker erledigen. Eigentlich ist dieser Anwurf jedoch nur ein Kompliment für einen Journalisten. Von Karl Kraus sind ja einige sehr bissige Aphorismen an die Adresse der Journalisten gerichtet, so zum Beispiel: „Sie schreiben, weil sie nichts zu
Gelöschte Kerzen, zwei Erzählungen, Ehrenwirth-Verlag, München.Die Sprache le Forts hat immer ihre eigene Form, eine Form, die ihr vom behandelten Stoff geprägt wird. Den an alte Urkunden erinnernden Stil des „Papstes aus dem Ghetto“, das leicht altertümelnde Deutsch der „Magdeburgischen Hochzeit“, die geschliffene — heute leider vergessene — Kultur des Briefschreibens in der „Letzten am Schafott“ oder den hohen poetischen Schwung des „Ichweißtuches der Veronika“. In den beiden Novellen der „Gelöschten Kerzen“ überrascht die Dichterin ihre Leser mit dem leichten
Mit den beiden berühmten Statuen des Louvre, dem gefesselten und sterbenden Sklaven, begann eine eigene Schwermut im Werke Michelangelos, die sich dann zu erschütternder Tragik steigerte. Von nun an sind seine kraftvoll herrlichen Gestalten von dieser Tragik gezeichnet. Der jugendliche Schwung und die unproblematische Schönheit etwa der Pietä des Petersdomes, die ihn beinahe über Nacht berühmt gemacht hatte, oder des Siegers erhalten den Unterton einer großen Schwermut, wie das zum Beispiel beim bekannten Moses des Juliusgrabes bereits der Fail ist. Die große Tragik menschlicher