Wenn man das Wiener Musikleben in den letzten Monaten überblickt, so kann man gewiß nicht über den Mangel an durchschnittlich recht achtbaren und in mancher Hinsicht interessanten Darbietungen klagen, doch fügt sich die Fülle von bemerkenswerten Einzelheiten nicht irgendwie zu einem abgerundeten Ganzen zusammen. E s fehlen noch weitsichtige Planung und Synthese der Vielfalt. Dies hängt mit der allgemeinen Unsicherheit, mit der Unmöglichkeit, selbständig zu disponieren, und mit der Beengtheit durch die Zonenschranken zusammen, das alles dazu zwingt, nur an dem Heute zu kleben und aus
Es gehört zu den beglückendsten Erscheinungen unseres Musiklebens, daß der Name Mozart wieder so gerne und liebevoll beschworen wird und daß die Menschheit an den Gesundbrunnen der reinen Kunst dieses Schönheits- und Freudenspenders Erleichterung der Bürden einer an Hemmnissen und Entbehrungen reichen Gegenwart sucht. Aus der überquellenden Herzlichkeit des Publikumsbeifalls klingt den Ausübenden der Dank entgegen. Zweimal waren in den letzten Wochen Philharmonikerabende mit bedeutenden Solisten ausschließlich dem Schaffen Mozarts gewidmet. An dem ersten dieser Konzerte nahmen Emmy
Es gehört zu den erfreulichsten Anzeichen einer Wiedergesundung unseres Musiklebens, daß die Aussperrung wertvollen Kulturgutes des Auslands behoben ist. Auf diese Weise findet viel Liebgewordenes seinen Weg in unsere Konzertsäle zurück. Aber auch manches Neue gelangt — freilich mit Verspätung — zur Kenntnis des Publikums. Es wird noch eine gute Weile brauchen, bis die Lücken wiederum geschlossen sein werden, die erzw*ungenerweise in das Gegenwartsweltbild des österreichischen Musikfreundes gerissen waren. Sie auszufüllen und im Sinne der Gewähr einer übernationalen Schau den
Es wirkte gleidinishafte Kraft, als die Gesell- schaft österreichischer Kulturfreunde ihre Feier-i stunde des Weltfriedens im großen Sofiensaal so reichlich musikalisch ausstattete und um die „Worte der Besinnung“ des Bundeskanzlers, um beredte Zeugnisse der Friedenssehnsucht großer Dichter und Denker vieler Nationen musikalische Dokumente gleicher Gesinnung rankte. Das sind ja die völkerverbindenden Bande der Musik: Das Verständnis eines Symphoniesatzes von Haydn, Mozart oder Tschaikowsky ist ebensowenig an irgendwelche Zollschranken gebunden, wie Beethovens Hymnus „Seid
Die Wiener Philharmoniker hatten wieder einmal einen ihrer großen Tage. Er stand am 13. Jänner im Zeichen Herbert Karajans, der das Sechste Abonnementkonzert des berühmten Orchesters dirigierte und im Sturm die Herzen der Zuhörer wie der ausübenden Musiker gewann. Herbert von Karajan ist in Wien kein Unbekannter. Doch wurde er, obwohl aus Salzburg stammend, seit Jahren der Hauptstadt seiner Heimat geflissentlich ferngehalten. Man gab den Künstler in Berlin aus engherziger Konkurrenzsucht nicht frei.Wir erinnern uns noch daran, wie Herbert von Karajan schon in seinen Studentenjahren in
Ein Neujahrskonzert mit dem wundervollen Dreiklang von Johann Strauß, Wiener Walzern und unseren Wiener Philharmonikern zählt seit langem zu den wienerischen Spezialitäten. Man hätte es heuer weniger denn je missen wollen. Dabei ist die Programmauswahl in diesem Falle durchaus nicht problematisch. Denn man kann in dem prangenden Blumengarten der Straußischen Muse wahllos Blüte um Blüte pflücken und sicher sein, daß sich ein Kranz apartester Farben und bezauberndsten Duft zusammenfügt. Vieles darunter ist wohlvertraut und ungern gemißt, manches Neuentdeckte, Wiedergefundene ergänzt
Als sich Joseph Haydn im Dezember 1790 zu seiner dann so triumphal verlaufenen Konzertreise nach London entschloß, äußerten ihm Freunde ihre Besorgnis, daß er zu wenig Weltgewandtheit, zu geringe Sprachkenntnisse besitze, um mit seinen nahezu neunundfünfzig Jahren ein so großes Unternehmen zu wagen. Lächelnd zerstreute der Meister derartige Bedenken: „Meine Sprache versteht man in der ganzen Welt.“ Der stets bescheidene Mann wollte gewiß mit diesem Ausspruch im allgemeinen und ohne Bezug auf sich die völkerverbindende Macht der Musik charakterisieren.Sie ist ja auch das lauterste