Merkwürdig, wie für die Empfänglichkeit für Kreationen zeitgenössischer Musik der Genius loci eine Rolle spielt! Das letztjährige Festival der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) fand in Basel statt. Dort, in der gemütlichen Stadt am Rheinknie, war man sozusagen „unter sich“; Kontakte, Fachgespräche mit Musikern, Komponisten, Kritikerkollegen waren möglich. Neue Musik beherrschte für eine Woche lang den Ort. Ganz anders beim diesjährigen Festival der IGNM, das heuer in London stattfand.In der heute elf Millionen zählenden Riesenstadt kam man sich, kam sich die
Franęois Villon braucht man wohl nicht besonders vorzustellen. Dennoch ist es vielleicht gut, daran zu erinnern, daß der 1431 in Paris Geborene einer der kühnsten und originellsten Erlebnislyriker aller Zeiten war. In seinen vielen tausend Versen mischt sich Visionäres, tief Religiöses mit bitterster Skepsis, rebellische Gesellschaftskritik, frecher schwarzer Humor mit illusions- loser Einsicht in die Vergänglichkeit alles Irdischen, Troubadourklänge mit respektlosem Bänkelsang. Sein Werk war lyrisch, sein Lebän dramatisch, ein ruheloses Vagabundentum über die Landstraßen, durch
Die Jazzmusik ist bereits früher einmal im Rahmen der traditionsreichen „Donaueschinger Musiktage für zeitgenössische Tonkunst" in Erscheinung getreten. Das war in einem Werk von Rolf Liebermann, in dem der Jazz als „Einlage" figurierte, ein zwar recht effektvolles, aber stilistisch mißglücktes Experiment.. In diesem Jahre nun trat der Jazz als ernsthaften Konkurrent der '„ernsten" Musik auf.Die zeitgenössische Musik hat bekanntlich, schon seit Hindemith und Strawinskij, immer wieder vom Jazz zu profitieren versucht. Und umgekehrt gibt es Richtungen im modernen Jazz, die sich in
Die Entdeckung eines unbekannten und also für uns neuen Werkes von Friedrich Hölderlin ist ein Ereignis, das die Oeffentlichkeit natürlich längst nicht in dem Maß aufgeregt hat wie etwa der Besuch eines exotischen Kaisers oder eine sportliche Weltmeisterschaft. Aber immerhin, in den Kreisen derer, die sich noch um Dichtung, und um das Gedicht im speziellen, kümmern, hat es Aufsehen erregt: In London wurde im Kunsthandel die vollkommen erhalten gebliebene Handschrift eines großen, 156 Verse umfassenden Gedichts von Hölderlin entdeckt, das den beziehungsreichen Titel „Die
Die Ausstellung „Kunst und Leben der Etrusker“, welche das Kunsthaus Zürich in diesem Frühjahr veranstaltete, hat eine Welt von Fragen aufgeworfen und eine neue Welt enthüllt. Ebenso dunkel wie Herkunft und Geschichte des Etruskervölkes waren auch Verlauf “und Entwicklung seiner Kunst. Lieber die ganze Welt verstreut sind die erlesenen Erzeugnisse einer kunstgeschichtlichen Epoche, die fortan zwischen die griechische und römische einzuordnen sein wird. Dort, irt den weiten Sälen des Züricher Kunsthauses, war dank der großzügigen Patronanz der Schweizer Bundesregierung und der
Es waren eigenartig ergreifende Augenblicke, *ls in dem Schlußkonzert der diesjährigen Donaueschinger Musiktage Arnold Schönberg, der 1951 Verstorbene, durch die Medien von Schallplatte und Lautsprecher das Wort ergriff. Es handelte sich um Ausschnitte aus einer Ansprache, die Schönberg im Jahre 1931 anläßlich einer Aufführung seiner „Variationen für großes Orchester“ im Frankfurter Rundfunk unter der Leitung von Hans Rosbaud gehalten und die auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren, hat. Es war kein Plädoyer für die eigene Kunst, es war ein Plädoyer für den
Die Bayreuther Wagner-Festspiele feierten in diesem Sommer nicht nur ihr Wiedererstehen nach achtjähriger, durch Krieg und Nachkriegszeit bedingter Pause, sondern auch das Jubiläum ihres 75jährigen Bestehens. Alle 21 Aufführungen des diesjährigen Festspielsommers waren bi6 auf den letzten Platz ausverkauft, so daß sie rund 40.000 Besucher aus der ganzen Welt gesehen haben. Damit dürfte bewiesen sein, daß Bayreuth und Richard Wagner ihre Anziehungskraft nicht verloren haben.Wer die Bayreuther Festspiele 1951 gerecht beurteilen will, muß sich vor Augen halten, daß nach der
Die beiden Exponenten des heutigen deutschen Musiktheaters, Carl Orff und Werner Egk, gehen in ihrem Schaffen für die Musikbühne völlig verschiedene Wege. Während sich Carl Orff von der traditionellen Form immer weiter entfernt, ja, während er mehr und mehr auf die Musik als Selbstzweck verzichtet, um offensichtlich einer neuen Synthese von Oper und Schauspiel zuzusteuern, hält Werner Egk an dem überkommenen Formgerüst der Oper fest; er, der immer aufs neue mit Leidenschaft die Meinung bekämpft, die Oper sei tot und könne nicht mehr zu neuem Leben erweckt werden, bekennt sich zur