Im Schaffen Hermann Brochs bedeuten Ratio und Mythos zwei Pole in einem schmerzlich erlebten Spannungsverhältnis, das den Dichter und Denker Hermann Broch zwischen Dichtung und Wissenschaft hin und her warf: das Mißtrauen gegenüber der Ratio trieb ihn dem Mythos in die Arme — und umgekehrt. Die beiden Begriffe umschreiben auch zugleich weltanschauliche Probleme. — Denn dieser unruhige Geist, dieser Dynamiker des Denkens, war ständig auf der Suche nach Gott.
Die Zeit ist vorüber, da man Ernst Jünger entweder als Autor der „Stahlgewitter“ und „Feuer und Blut“ zum Wegbereiter eines nihilistischen Militarismus stempelte, zum Aufbau deutscher Aggression im Zweiten Weltkrieg; oder im Gegenteil den Jünger von „Auf den Marmorklippen“ und „Gärten und Straßen“ als Künder latenten, aber doch unüberhörbaren Widerstandes gegen ebendieselbe Schreckensherrschaft pries, für deren Vorbereiter er von anderen gehalten wurde.
Sie sind heute alle nicht mehr — die ^iergartenvillen, deren eine dem Koramerzialrat Ezechiel van der Straaten, dem Gatten der „L'Adultera“, gehörte; das gediegene Heim der „Cecile“ in der Lennestraße, die unvergeßliche Wohnung der „Poggenpuhls“ in der Großgörschenstraße, die vornehmen Adels- und Großbürgerhäuser am Kurfürstendamm, die billigen Zinswohnungen der Kleinbürger im Norden Berlins, in der Invaliden- und Chausseestraße, die gepflegten und blitzsauberen Wohnküchen und bescheidenen Kammern, in denen eine Witwe Pitclkow, eine Lene Nimptsch hauste, in denen das tragische Schicksal der „Stine“ von neugierigen Portiersfrauen und klatschsüchtigen Hintertreppenweibern zerredet wurde — das alles gibt es heute nicht mehr.
Der Grazer Ordinarius für Germanistik gewährt in dieser Aufsatzsammlung Einblick in sein reiches wissenschaftliches Werk. Thematisch reichen die Aufsätze von Studien zu Grillparzer über Raimund, Nestroy, Stifter und Lenau bis zur österreichischen Moderne, innerhalb der besonders Hofmannsthal gründlich behandelt wird. Wesentlich ist aber eine für Mühlher charakteristische Betrachtungsweise, die alle diese Aufsätze zu einer Einheit verbindet, eine Einheit, die mit der Feststellung des gemeinsamen örtlichen Bereiches Österreich nur unvollkommen umschrieben wird.Mühlhers Fragestellung
Da waren Felsen und Steine, dazwischen wuchs spärlich das Gras, das seine Schafe abweideten. Pulos, der Hund, hielt sie zusammen. Unten war die Straße; dort fuhren die Deutschen mit ihren schnellen Wagen. Weiter unten rauschte die Brandung und dehnte sich tiefblau die See. Über dem allen aber stiegen die Berge an. Dort lauerten die Partisanen auf die Deutschen.Der Hirt schlief des Nachts in einer Höhle, er holte sein Wasser aus der nahen Quelle, er hatte sich Steine zu einem Herd geschichtet, auf dem er sein Essen bereitete. Er kümmerte sich nicht um die Deutschen unter ihm und nicht viel
ES POCHT AN DEINER TÜR. Gedichte. Von Alfred Buttlar Moscon. Verlag Margarete und Friedrich Rohrer, Innsbruck-Wien. 68 Seiten, broschiert. Preis 19 S.Am Anfang dieser Lyrik stand die Reflexion, wenn auch das Naturbild Zentrum und Aussageanlaß vieler Gedichte dieses Bändchens bot. Eine starke und von einer inneren Kraft bewegte Persönlichkeit spricht durch die Gedichte, die — um mit einer Überschrift für eine Gedichtgruppe zu sprechen — „Unvetgänglichkeit im Vergänglichen“ sucht. Es ist die UnVergänglichkeit des Gläubigen, der hinter dem Vordergrund der Welt die Zeichen der
Es war in der Zeit der Allongeperücken und Reifröcke, als an einem wunderschönen Sommertag die Komteß Marie-Charlotte in einer goldverschnörkelten, plüschbezogenen Reisekutsche, hintenauf die betreßten Diener, ihrem Bräutigam entgegenfuhr. Neben ihr saß die gestrenge Frau Aja, deren Regiment heute zu Ende ging und die nochmals mit prüfendem Blick die Toilette der jungen Braut musterte, jedes Fältchen des Gewandes besah und jede Haarsträhne der Frisur.Fürwahr, es war nichts auszusetzen an der jungen Komteß. .Sie saß da, zart und jugendlich, in ihrem rosa Kleidchen wie eine eben