Ich kam hungrig nach Hause. Meine Frau saß über einem Kreuzworträtsel.„Weißt du, wohin wir heuer im Sommer fahren werden?” fragte sie.„Nach Baden bei Wien, wie immer.”„Falsch. Wir werden eine Traumreise machen. Nach Nepal!”Ich stand da, wie eine Lampe ohne Schnur.„Wieso nach Nepal?” fragte ich besorgt. Besorgt, weil ich dachte, sie hätte den Verstand verloren.„Weil ich mich hier an diesem Preisausschreiben beteilige”, sagte sie und zeigte mir eine Illustrierte. „1. Preis: eine Flugreise für zwei Personen nach Nepal, verbunden mit einem vierwöchigen Ferienaufenthalt
In einer kleinen Konditorei sitzt eine Dame bei Kuchen und Tee. Sie dürfte Ende der Dreißig sein. Vor ihr auf dem Tisch liegt eine Rose.Ein Herr, ungefähr vierzig, tritt ein und blickt sich um. Die Rose scheintein Erkennungszeichen zu sein, denn der eben Eingetretene sieht sie, lächelt und steuert auf den Tisch der Dame zu.„Frau Inge?“ fragt er.„Ja“, sagt die Dame etwas verlegen.„Darf ich?“„Natürlich.“Der Herr setzt sich. „Mein Name ist Lehmann“, stellt er sich vor. „Ich bin Werbechef der Firma Köhler, Kartoffelchips.“„Oh!“ Die Dame ist freudig überrascht.
.Jonathan Stöbsei“ (Pseudonym eines steirischen Meisters im Erfinden von Aphorismen) schreibt in seinem ,Juehrbuch der Stöbsologie“: „Am Anfang war das Chaos. Dann schuf GOTT Himmel und Erde. Um den alten Zustand wiederherzustellen, erschuf ER den Menschen.“ Ich ergänze Stöbsels Weisheit: „Und ER teilte sie in zwei Klassen.“Als die Welt nach ihrer Erschaffung in all ihrer Zier wunderschön vor ihrem Schöpfer stand, sprach sie zu ihm: „Herr, was willst Du jetzt mit mir anfangen?“„Tja“, sprach der liebe Gott und kratzte sich hinter dem Ohr. „Ich will dich von Menschen
Mein Vetter Robert ist Schriftsteller. Er lebt von dem, was er schreibt. Seine persönliche Note? Er schreibt keine Novellen, keine Romane, keine Theaterstücke — er schreibt Glückwunsch- und Gratulationsbriefe. Seine Verwandtschaft weiß, was das zu bedeuten hat.Bekomme ich zum Beispiel einen Brief: „Lieber Vetter! Ich wünsche Euch alles Gute zum neuen Jahr!”, dann schreibe ich zurück: „Wir danken und wünschen Dir dasselbe!”, lege einen 500-Schilling-Schein in den Umschlag und trage ihn zur Post.Es folgen dann: „Fröhliche Ostern!”, „Fröhliche Pfingsten!”, „Fröhliche
In einem gewissen Alter hört man auf, Salonlöwe zu sein. Trotzdem sagte ich zu, als mein Freund Robinson ins Kaffeehaus kam und mich einlud, mit ihm die Party eines seiner Klienten, eines gewissen Herrn Bergson, zu besuchen. Unsere Frauen waren auf Schiurlaub — also warum nicht?Als wir ankamen, war das Fest bereits in vollem Gange, das heißt, es waren so viele Menschen dort, daß sogar der Gang voll war. Eine kleine Band spielte zum Tanz, Teens und Twens rockten und rollten — ich sah zu, wobei ich die erstaunliche Beobachtung machte, daß der einzige Unterschied zwischen einem tanzenden
Die Party war vorüber. Die Damen blieben noch bei Tisch sitzen, die Herren zogen sich in den Rauchsalon zurück. Das Gespräch kam auf Hobbys.„Mein Hobby", begann mein Schwager Goldmann, ,4st die Malerei."„Du malst?" wunderte sich Spannagl. „Was malst du?"„Alles", sagte Goldmann. „Ich male, was ich sehe."„Schrecklich ist es", scherzte ich, „werm er dann sieht, was er gemalt hat." Ein alter Witz, den ich schon in einigen Geschichten verwendet habe. Trotzdem war Goldmann beleidigt.„Das ist gar nicht schrecklich", meinte er, „meine Bilder sind nicht so schlecht. Neulich habe
Mein Freund und Anwalt Dr. Robinson fährt zur Tankstelle. „Auftanken”, sagt er. Der Tankstellenwärter tankt auf. Als Robinson bezahlt, lacht er.„Warum lachen Sie?” fragt Robinson.„Weil Sie der letzte Kunde sind, der das Benzin noch zum alten Preis bekommt. Es ist eine Minute vor 24 Uhr, ab 24 Uhr gilt der neue Benzinpreis.”„Da lache ich auch”, sagt Robinson. „Wie ist der neue Benzinpreis?”Drauf der Tankstellenwärter: „Um einen Schilling pro Liter billiger.”Immer mit der Ruhe.Eine Geschichte, die mir mein Zahnarzt Dr. Wronsky erzählte, als er von einer Tagung aus
Neulich, im Kaffeehaus, saß ein Herr am Nebentisch. Gut aussehend, nicht mehr jung, Typ Aristokrat. Während ich ihn beobachtete, trat ein zweiter, ähnlicher Typ ein und ging auf ihn zu. „Servus, Rudi!” näselte er. „Servus, Bertschi!” antwortete der erste, ebenfalls näselnd. „Ich hab dich schon vor einer Stund erwartet.”„Verzeih, aber der Dings hat mich aufgehalten — jetzt fällt mir der Name nicht ein - du weißt schon...”„Ich weiß gar nix. Was für ein Dings?”.Aber, Rudi!” Bertschi setzte sich. „Der vom letzten Sommer.”„Ah, der von dort
Es gab einmal eine Zeit, da hing vor jedem Betrieb eine Tafel mit der Aufschrift:Wir suchen: Wir bieten:Unter „wir suchen" stand eine lange Liste von Arbeitskräften, die dringend benötigt wurden, unter „wir bieten" eine Fülle von versprochenen Vorteilen und Sozialleistungen.Die Zeit ist anders geworden. Die böse Hexe Krise war auf ihrem Besen durch das Land geritten und hatte die Schrift auf den Tafeln gelöscht. Sie wurden immer seltener, und plötzlich waren sie verschwunden. Niemand wurde mehr gesucht — nichts wurde mehr geboten. Viele Firmen wurden der Hexe geopfert—Tausende
„Was dir fehlt, ist ein Mann", stellte Frau Gundula fest, als sie mit ihrer Freundin Therese in der Konditorei bei Kaffee und Kuchen saß.„Ein, Mann?" lachte Therese. „Ich bin eine Fünfzigerin und war nie verheiratet. Ich könnte mich heute an keinen Mann mehr gewöhnen." Und doch konnte sie nicht leugnen, daß sie schon oft an eine Ehe gedacht hatte. Sie hatte auch schon alles Mögliche versucht, um einen Mann zu finden, aber vergeblich.„Ich werde dir einen Mann verschaffen", sagte Gundula energisch und ging, ohne Thereses Wissen, in ein Eheanbahnungsinstitut.Der
Trude Spannagl trat ins Zimmer. „Hast du ihm geschrieben?“ fragte sie ihren Gatten, der an seinem Schreibtisch saß.„Nein. Wem hätte ich schreiben sollen?“„Lebowitsch.“„Lebowitsch?“ fragte Spannagl mit fünf Fragezeichen im Gesicht.„Warum hätte ich Lebowitsch schreiben sollen?“„Er hat morgen Geburtstag.“„Na und?“„Du mußt ihm gratulieren.“„Gratulieren? Lebowitsch?“ Spannagl war außer sich. „Zwei Jahre war er mein Angestellter,als Partner habe ich ihn genommen, unsere Tochter hat er verführt, Geld hat er mir gestohlen, ich habe ihn hinausgeworfen, er
Joschi, Robinson, Wronsky, Goldmann und ich saßen in unserem Stammkaffeehaus. Es war drei Uhr früh, und wir hatten ein schlechtes Gewissen. Warum? Wir hatten unseren Klubabend hinter uns. Das heißt, daß es ein Klub sei, glaubten nur unsere Damen. Es war kein Klub. Wir hatten weder einen Namen noch Statuten noch sonst etwas. Wir kamen an jedem ersten und dritten Don-nerstag im Monat zusammen, wählten einen neuen Präsidenten und feierten seinen Einstand. Es war völlig harmlos. Längstens um Mitternacht waren wir wieder zu Hause, bis — Bis wir einmal nicht zu Hause waren. Das kam so: Wir
Ort der Handlung: Wien, Straße vor dem Haus, in welchem mein Schwager Goldmann mit Frau Hermine und Sohn Ladi ein Apartment bewohnt.Ladi, damals 9, kommt aus dem Haus. Er trägt eine Schultasche auf dem Rücken, in der linken Hand einen vollgefüllten Plastiksack, in der rechten seinen Geigenkasten, hat bei 29 Grad Hitze seinen schweren Wintermantel an, den Sommermantel über die Schulter geschlagen, zwei Mützen auf dem Kopf und - was das Eigenartigste ist - er ist barfuß.Während er die Straße hinuntergeht, denkt er wütend bei sich: „Noch habensie keine Ahnung, aber heute abend, wenn
Meine Frau und ich sind stolze Besitzer eines Landhauses in einem österreichischen Bundesland. In welchem, das verrate ich nicht, und Sie werden mich sofort verstehen.Wir hatten Wahlen. Es waren Landtagswahlen, und als Grundbesitzer sind wir natürlich wahlberechtigt.Schon Wochen vor der Wahl lächelten die Kandidaten der beiden Großparteien von allen Plakatwänden, sie schmuggelten sich mittels Postwurfsendungen in unseren Briefkasten, sprachen aus unserem Radioapparat, erschienen auf unserem Fernsehschirm - und das alles, ohne uns zu fragen.Und sie machten es einem nicht
Haben Sie schon einmal einer Diskussion beigewohnt? Nachdem alles gesagt und getan ist, wurde mehr gesagt als getan. Ich erfuhr das anläßlich einer Fernsehdiskussion.Eines Tages trat ein, was ich schon lange befürchtet hatte: Ich wurde gebeten, eine Fernsehdiskussion mitzumachen. Im allgemeinen gehören Diskussionen zu meinen Lieblingssendungen,weil ich da mit Sicherheit weiß, daß meine Frau und ich den Apparat ausschalten, aber nun sollte ich selbst mit dabei sein. Das Thema: Stimmt es, daß die Operette tot ist? Die Teilnehmer: Prof. Macha, Theaterdirektor, Hans Giesing,