„Meine Güte, was wißt ihr Ver- heirateten denn schon vom Leben?" sagte Herr Smitek. „Ihr sitzt zu Hause in Pantoffeln, trinkt euern halben Liter Bier, und um zehn Uhr: gute Nacht, ihr zieht das Federbett bis ans Kinn und schnarcht. Das nennt ihr Leben."„Sie haben gut reden, Herr Smi- tek", wandte Herr Rous ein, „Sie können von Ihrem Gehalt wie einFürst leben. Aber wenn Sie eine Frau und ein paar Bälger ernähren müßten..."„Wo denken Sie hin", brummte Herr Smitek angewidert, „von meinem Gehalt! Wie sollte ich von meinem Gehalt leben können? Das reicht nicht mal für
Als ich zehn Jahre alt war, legte ich mir eine Briefmarkensammlung zu. Mein Vater war dagegen, er meinte, es halte mich nur vom Lernen ab. Aber ich liebte nun einmal Briefmarken — liebte sie fast so sehr wie meinen Spielgefährten, den Loisl. Diese Freundschaft entsprang der kindlichen Begeisterungsfähigkeit und Bewunderung, dem Ueberschwang der Jugend. Mein Vater war Notar, ein schrecklich würdiger, angesehener und strenger Mann. Und ich hatte den Loisl ins Herz geschlossen, der viel älter war als ich, dessen Vater ein Trunkenbold und dessen Mutter eine Herumtreiberin war, den
Vielleicht gibt es mehrere, aber im praktischen Leben kommen zumeist nur diese zwei vor.Die erste Welt betritt man (man muß mit dem rechten Fuß ausschreiten), ohne es zu wissen. Man merkt es erst, weil man so fröhlich und flott vorwärtskommt und einem alles viel schöner erscheint als sonst. Schon die Straße, durch die man geht, ist lieblich und sauber. Seht, da haben sie Blumen im Fenster und dort schwenkt eine fleißige Hausfrau das Staubtuch wie eine Fahne. Guten Morgen, Fräulein, wie geht's, schöner Tag heute! Aha, der Herr Briefträger, haben Sie was für mich? Auch gut, dann eben
Jedesmal, wenn ich von einer literarischen, künstlerischen oder anderen jungen Generation lese, werde ich stutzig. Es kommt mir dann immer so Vor, als würde man mit besonderem Nachdruck von einer zweibeinigen Generation sprechen. Alle Generationen, die ich kenne, sind zweibeinig; alle Generationen, die heute in Erscheinung treten, sind in ihrem Wesen jung. Wenn es irgendwo in exaktem Sinne alte Menschen geben sollte, dann sind sie Überreste vergangener Zeiten,- sie sind sehr selten und sollten unter Denkmalschutz gestellt werden. Wir übrigen Zehn- bis Achtzigjährigen sind jung; das Alter
An Aristoteles von Stagyr,Direktor des Lyzeums in Athen.Mein großer und verehrter Lehrer, teurer Aristoteles 1Lange, sehr lange habe ich Ihnen nicht geschrieben. Wie Sie wissen, war ich allzusehr mit Kriegsangelegenheiten beschäftigt und hatte weder Zeit noch Lust, nach der Feder zu greifen. Nun bin ich schon mehrere Monate wieder in Susa, doch hatte ich viele Sorgen mit der Verwaltung, mit der Ernennung von Beamten und mit der Liquidierung verschiedener Intrigen und Rebellionen, so daß ich bis heute nicht dazugekommen bin, Ihnen etwas von mir zu schreiben. Sie werden gewiß in groben
„Ich habe oft darüber nachgedacht“, sagte Herr Hanak, „warum wir eigentlich das Unrecht für etwas weit Schlimmeres halten, als all das Elend von dem die Menschen heimgesucht werden. Die Verurteilung eines Unschuldigen beunruhigt und quält uns mehr als der Gedanke, daß tausende Menschen in Not und Elend leben. Ich kenne Elend, mit dem verglichen jedes Gefängnis als ein Paradies erscheint, und dennoch erschüttert uns das größte Elend niemals so wie das größte Unrecht. Ich möchte fast behaupten, daß wir mit einer Art Instinkt für die Gerechtigkeit ausgestattet sind und daß
Man denkt verschieden über die Völker und nicht immer Dinge, die besonders schmeichelhaft für das betreffende Volk sind. Es ist leider so, daß man Land und Volk immer nur nach seiner Politik, seiner Regierung, öffentlichen Meinung oder was es sonst noch sein mag, wertet. Etwas anderes ist es, sich ein Volk anschaulich vorzustellen. Unversehens erinnert man sich an etwas, was man einmal gesehen hat, an etwas ganz Zufälliges und Alltägliches. Merkwürdig, daß sich einem gerade diese unscheinbaren Eindrücke so unvergeßlich einprägen.Man denkt an England, und sogleich taucht das Bild