ES GIBT WOHL KAUM einen einträglicheren Beruf, als Friedhofswärter in einem der großen Pariser BestattungLorte zu sein. Sie sehen aus wie Gendarmen in Trauerkleidung — würdig, korrekt und selbstbewußt. Sie erwarten die Touristen an den Eingängen der unentwirrbaren Steinwüsten des Pere La- chaise, des Friedhofs von Montparnasse oder Montmartre, und sobald sich jemand suchend umsieht, tragen sie ihre Führung und Hilfe an. Verweilt man sinnend vor der letzten Ruhestätte der Sarah Bernhardt, so taucht unvermutet ein Aufseher zwischen den Gräbern auf und erbietet sich, einen zur
Nach Auffassung des britischen Außenministers habe die Ankündigung des Besuchs Chruschtschows n Bonn in entscheidendem Ausmaß :um Sturz des sowjetischen Regie- •ungschefs beigetragen. Diese Mei- mungsäußerung wird in Frankreich del kolportiert und dahin ergänzt iaß sich die Außenpolitik des {remis allem Anschein nach am Vor- ibend einer Neuorientierung be- inde. Natürlich liegt es nahe, daß ier Quai d’Orsay in diesem Stadium les Übergangs und der allgemeinen Unsicherheit, der durch ein gewisses Dogern in Moskau gekennzeichnet st, keine verbindlichen Zukunftsprognosen abzugeben
Selbst alte Anhänger de Gaulles zögerten in den letzten Wochen voi der Erkrankung und Operation des Generals, wenn es galt, Frankreichs Außenpolitik zu deuten oder zu definieren. Oft flüchteten sie sich in die abstrakte Sphäre der Unangreifbarkeit, wodurch sie ihre Ratlosigkeit offenbarten. Aber auch die grundsätzlichen Gegner fühlten sich durch das Hin und Her, in dem Prinzipien aufgestellt — hier strikt durchgeführt, und dort wieder verworfen — werden, in ihrem Urteil mehr und mehr desorientiert. Nur in einem Punkt s*hism*jn sich dies*rittschs*-Betrachter einig zu sein, wenn sie
Das Ausscheiden Dr. Adenauers als Bundeskanzler hat die französische Presse wochenlang und ausgiebig bewogen, vom „Ende einer Ära“ in allen möglichen Variationen zu sprechen. Versucht man, außerhalb des einhelligen Tributs an den großen Staatsmann, die Haupttendenz der Kommentare — bei denen ja nach politischer Einstellung desBetrachters, Positives oder Negatives überwog — herauszugeben, so ergibt sich das folgende Bildschema: Nachdem Adenauer gemeinsam mit Schuman und De Gasperi den Versuch unternommen habe, ein christlich-konservativ-übernationales Europa zu realisieren, sei
Es ist ein schrecklicher, ein äußerst deprimierender Film, den uns der junge Regisseur Bertrand Blier — Sohn des bekannten Filmschauspielers Bernard Blier — mit dem Streifen „Hitler … čonnais pas“ bescherte. Sobald man das Kino verlassen hat, kommen quälende Zweifel, ob dieses erschütternde Dokument in seiner exhibitionistisch-grausamen Nacktheit zu loben oder zu verurteilen ist. Dabei ist es nicht die von französischen Kritikern leidenschaftlich diskutierte Frage, ob die nüchterne Lebensbeichte von elf Jugendlichen unter zwanzig Jahren, sieben Jungen und vier Mädchen,
Mit etwas Abstand zur großen Pressekonferenz des französischein Staatschefs _ beginnt man in der französischen Öffentlichkeit — nach anfänglichen summarischen Urteilen — die angesprochenen Probleme zu analysieren und ihre Hintergründe zu erforschen. Man ist sich darüber einig, daß der verbindliche Ton gegenüber Washington die einzige Überraschung der Konferenz gewesen sei: Sei doch der Hinweis auf die traditionelle fran-lösisch-amerikarMsche Freundschaft einD unübersehbares Symptom dafür, daß de Gaulle den Bogen nicht überspannen wolle — in voller Erkenntnis der Gefahr