Frauen verzweifelt gesucht

Werbung
Werbung
Werbung

Christoph Kratky redet nicht lange um den heißen Brei herum: "Das ist erbärmlich", meint der Präsident des Wissenschaftsfonds FWF über die Tatsache, dass unter den 49 bisherigen START-Preisträgern nur zwei Frauen zu finden sind: die Juristin Susanne Kalss, die 2000 den Preis erhalten hat, und die Innsbrucker Molekularbiologin Alexandra Lusser, die sich erst im Vorjahr über die Auszeichnung freuen durfte (siehe auch Furche Nr. 22).

Nicht ganz so krass ist das Missverhältnis beim noch viel renommierteren Wittgenstein-Preis, der an einen oder maximal zwei international anerkannte Spitzenforscher bis zum Höchstalter von 50 Jahren vergeben wird: Hier sind unter den bisher 17 Preisträgern drei Frauen zu finden: die Linguistin Ruth Wodak (1996), die Molekularbiologin Marjori Matzke (1997) und die Mikrobiologin Renée Schroeder (2003).

Toleranzjahre für Mütter

"Wir sind sehr verzweifelt über die Situation beim START-Programm", klagt Kratky - und unterstreicht die "sehr großzügigen Frauenregelungen", die der Fonds (im Auftrag des Wissenschaftsministeriums) eingeführt habe: "Für Forscherinnen mit Kindern ist die Altersgrenze von 35 Jahren um drei Jahre pro Kind verschoben." Darüber hinaus seien dem FWF als "Bottom-up-Förderorganisation" aber die Hände gebunden, meint der Fonds-Präsident: "Wir müssen eben warten, dass sich Frauen bewerben." Für den (Mit-)Erfinder des START-Preises, den ehemaligen FWF-Präsidenten Arnold Schmidt, ist die geringe Frauenquote indes eine bedauerliche "Reflexion des normalen wissenschaftlichen Lebens": "Je höher eine wissenschaftliche Karriere hinaufgeht, desto größer ist die Ausdünnung des Frauenanteils." Eine unerfreuliche Tatsache, die mit einem Preis kaum zu korrigieren sei.

Frauenpower in der Jury

Zumindest um eine höchstmögliche Frauenquote in der internationalen START-und Wittgensteinpreis-Jury hat man sich bemüht. Tatsächlich sitzen derzeit vier Frauen in dem 14-köpfigen Gremium: die Harvard-Politologin Sheila Jasanoff, die auch den Vorsitz inne hat, die schwedische Physikerin Cecilia Jarlskog, die französische Informatikerin Colette Rolland und die Hamburger Neurowissenschafterin Melitta Schachner Camartin. "Das ist sicher nicht 50:50", gesteht Schmidt ein wenig ratlos, "aber das sind immerhin Frauen, die auch sehr mächtig und kräftig sind." DH

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung