#29 Gilmore Cringe

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Teenager-Liebe in Revision

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Teenager-Liebe in Revision

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Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie eine TV-Serie, die Sie früher gerne geschaut haben, dank Netflix und Co Jahre später noch einmal durchschauen und dabei feststellen, dass sie deren Inhalte heute problematisch finden? Schauen sie trotzdem weiter? Ich gestehe: Ja.

Ein allgemein bekanntes Beispiel ist die Sitcom Friends. Vor allem zum 25-jährigen Jubiläum der Serie im Jahr 2019 machten Kritiker(innen) auf homophobe, sexistische und auch rassistische Szenen in Friends aufmerksam. Vor kurzem musste ich mir eingestehen, dass meine geliebten Gilmore Girls, die wichtiger Bestandteil meines Teenagerdaseins waren, um keinen Deut besser sind. Von Fatshaming bis Klassismus bietet die Serie weite Angriffsflächen, um im Sinne der cancel culture in die ewige Verbannung geschickt zu werden.

Und obwohl mir manche Inhalte richtiges Unwohlsein bereiten, schalte ich trotzdem nicht ab. Ein innerer Konflikt, der nach Lösung verlangt.

Reicht es, den Kopf zu schütteln, wenn in einer Szene mehrgewichtige Personen diskriminiert werden? Ist es genug, wenn ich mir selbst gegenüber bestätige, dass die dargestellte Aufregung über Stillen in der Öffentlichkeit unnötig ist? Kann ich einfach ein Auge zudrücken, wenn die einzige homosexuelle Figur alle möglichen Klischees erfüllen muss? Und wem gegenüber schulde ich überhaupt Rechtfertigung für meinen gemütlichen Fernsehabend?

Vielleicht ist es ja auch gar nicht schlecht, die geliebten Gilmore Girls zu revidieren und meinem Teenager-Ich die Augen zu öffnen. Ich finde das klingt nach einer vertretbaren These. Also los: Sieben Staffeln und eine misslungene Fortsetzung warten.

Digital Dirndl V2 - © Illustration: Rainer Messerklinger

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Aufgewachsen im Weinviertel, dann übersiedelt nach Wien, ist Margit Körbel mittendrin im Konflikt von gemütlicher Landidylle und rauschendem Stadtleben, Traditionen und deren Bruch, Millennials und Babyboomern. Wöchentlich schreibt Sie von Ihren Erlebnissen. Hier kostenlos abonnieren.

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