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DER ALTE MANN UND SEIN PASS

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Hemingway, der alte Mann der amerikanischen Literatur, liebt es, der Oeffentlichkeit Schnippchen zu schlagen; besonders die, die ihn neugieiig ausfragen, hält er gerne zum Narren. Als er 1944 mit seiner Privatarmee französischer Widerstandskämpfer in Paris einzog und für ein paar Tage und Nächte den Frontunterstand mit dem Weinkeller vertauschte, fragte ihn einer der Maquisards: „Papa“ — schon damals wurde Old Hemingway seines wildwachsenden Bartes we-' gen so genannt —, „Papa, sagen Sie, warum sind Sie eigentlich nicht General?“ Der hob die Weinflasche, lachte, verschmitzt und sagte: „Junger Mann, das ist ganz einfach. Ich wäre längst General, aber ich kann leider weder lesen noch schreiben.“

Nun feiert die Welt den 60. Geburtstag des Nobelpreisträgers, bei dem Leben und Werk wie bei keinem anderen großen Dichter eine sichtbare Einheit bilden. Den 60. Geburtstag? Auch hier scheint Hemingway den Zeitungsschreibern und Lobrednern ein Schnippchen geschlagen zu haben; denn, wenn nicht auch diese Information falsch ist, ist Hemingway am 21. Juli 1899 geboren worden und also erst 59 Jahre alt. Young Hemingway, schon mit 17 Jahren ein Bombenkerl, wollte so früh es ging, das Leben eines Mannes führen und sich auf den Schlachtfeldern des großen Krieges bewähren. Da er zu jung war und zurückgestellt wurde, ändert er kurzerhand sein Geburtsdatum in 1898 und — wurde genommen. So wenigstens berichtet es einer seiner Biographen.

Wie wir ihn kennen, wird „Papa“, der jetzt zurückgezogen in Kuba lebt, nichts dagegen haben, sich im nächsten Jahre noch einmal als Sechziger feiern zu lassen. Obwohl ihm keine Lobeshymne soviel bedeuten wird wie seine Flasche Whisky.

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