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Frühlings Erwachen

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Zum Frühlingsbeginn brachten uns die Tageszeitungen eine frohe Nachricht: Auf den bestehenden Schienen der Verbindungsbahn soll in Zukunft ein Verkehr mit Dieseltriebwagen von Meidling über Südostbahnhof, Hauptzollamt, Nordbahnhof nach Floridsdorf eingerichtet werden. Statt der alten Haltestellen „Favoriten“ und „Arsenal sollen neue Stationen nächst dem Südtiroler Platz und unter dem Südostbahnhof durch eine neue Trasse verbunden werden.

Wir haben Anlaß, uns über diesen Plan besonders zu freuen, nicht nur weil er in der »Furche“ von Weihnachten 1953 von Dozenten Strzygowski angeregt wurde, sondern weil er das erste und wichtigste Glied einer Kette ist, die zu einem künftigen Aufblühen des Lebens der Stadt Wien führen könnte: Erst müssen wir vom Stadtkern (Hauptzollamt) in je zwölf Minuten nach Meidling und Floridsdorf fahren können, dann müssen an diese beiden Enden möglichst viele von den bestehenden Geieisen ins Marchfeld und ins südliche Wiener Becken angeschlossen werden, nach Stockerau, Stammersdorf und Deutsch-Wagram, nach Laxenburg, Mödling und Kaltenleutgeben. Dadurch würden endlich erschwingliche Baugründe für neue Gartensiedlungen in erreichbare Nähe gerückt, der Nährboden für ein gesundes Familienleben.

Die Schnellbahn wäre der Anfang, die Fortsetzung muß erkämpft werden. Wir brauchen den Schutz der künftigen Siedlungsflächen vor Spekulation und Preistreiberei. Wir brauchen eine enge Zusammenarbeit zwischen Bundesbahn und Stadtbahn-Straßenbahn, zuerst durch Umsteigemöglichkeit mit gleicher Fahrkarte, später durch Wiedervereinigung des ganzen, 1923 in zwei Spurweiten zerrissenen Schienennetzes. Wir brau chen auch die Verlängerung der Gürtellinie Meidling — Westbahnhof — Nußdorfer Straße —Floridsdorf. Wir werden, spätestens nach Fertigstellung des Werkes Persenbeug, eine Umstellung des ganzen Netzes von Fern- und Nahverkehr auf gleichen elektrischen Antrieb und gleiche Betriebsmittel brauchen. Damit das alles nicht im Wege des Fortwurstelns mit unnötig hohen Kosten und Zeitverlusten verwirklicht werde, brauchen wir planmäßige Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen mit der Wissenschaft und der Bevölkerung. Mögen sich alle eines gemeinsamen Zieles bewußt werden: Die Großstadt zu neuem Leben zu erwecken!

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