Bassa Selim kriegt Konstanze

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Volksoper, Wien

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Volksoper, Wien

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Diesem Bassa Selim kann Konstanze nicht widerstehen: Just bevor sie von ihrem langweiligen Verlobten entführt (und nicht befreit!) wird, gibt sich die scheinbar so brave und vernünftige Europäerin dem schönen, virilen Exoten hin. Diese Neudeutung und die sich daraus ergebenden inneren Konflikte Konstanzes sind das einzig spannende in Mozarts "Entführung aus dem Serail" an der Wiener Volksoper, einer sängerisch und musikalisch passablen Aufführung, die jedoch an der banalen Hässlichkeit des Bühnenbildes (Werner Hutterli) und der müden Regie (Markus Imhoof) scheitert.

Dirigent Mark Foster rückt der Partitur etwas behäbig zu Leibe und mit soviel Originalklang-Ambition, dass das Klavier wie ein Fremdkörper im fast barocken Klanggebilde tönt. Sehr gut der gepflegte Tenor von Steve Davislim (Belmonte), gut Edith Lienbacher (Konstanze). Bjarni Thor Kristinsson (Osmin) schwächelt leider in der Tiefe, Oliver Ringelhahn (Pedrillo) fällt weder positiv noch negativ sonderlich auf. Nach unten gedrückt wird die Mannschaftswertung von Yoon-Jeong Shin, die zwar offenbar eine (Vorstadt-)Blonde verkörpert, allerdings eine dem furche-Kritiker nicht bekannte Partie singt. Hervorragend ist der nigerianische Schauspieler Nicholas Monu als Bassa Selim, der freilich nur spricht.

Berührender als das Bühnengeschehen sind die Interviews im Programmheft, die sich um das eigentlich alles bestimmende Thema "Liebe" drehen, das aber an der Volksoper nur in wenigen Momenten zum Zentrum der Handlung wird. Traurig.

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