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Die Aufführung von "Tristan und Isolde" im Großen Festspielhaus Salzburg drohte Schiffbruch zu erleiden.

Beinahe wäre das Schiff mit Tristan auf einen Felsen aufgelaufen: Nach dem ersten Akt von "Tristan und Isolde" wollte man im Großen Festspielhaus in Salzburg für den dritten nicht mehr viel einsetzen. Eine Havarie schien unvermeidbar.

Doch beinahe ein Wunder geschah: Aus dem Orchestergraben kam von Salzburgs Mozarteum-Orchester mit Leopold Hager am Pult Wagners Musik so durchsichtig und differenziert, dass sich im zweiten Akt Sängerinnen und Sänger auf dieser Klangfläche so geborgen und sicher fühlten wie in einem Rettungsboot, sodass die Aufführung noch an der Felsenklippe vorbeischrammte und freie Fahrt gewann.

Das Handicap dieser Aufführung des Landestheaters im Rahmen der Kulturtage war freilich, dass sich Stefano Algieri nach der Generalprobe krank meldete und in Louis Gentile Ersatz gefunden wurde.

Damit ist die generelle Disproportionalität dieser Inszenierung von Christian Pöppelreiter schon angedeutet: Für kleine Stimmen ist das Große Haus zu groß. Das gilt vor allem für Dagmar Pecková als Brangäne mit kaum zu kritisierender Leistung und auch die Stimmen von Jayne Casselman (Isolde) und Louis Gentile (Tristan) verlieren sich oft in der Weite des Hauses, während Wolfgang Koch (Kurwenal) in Auftritt und Gesang wohl die souveränste Erscheinung des Abends war.

Dazu kommt, dass Pöppelreiters Regiekonzept in den Ibiza-Feriendorf-Versatz-Stücken von Daniel Libeskind sehr wenig von dem grandiosen Mythos Liebe zu zeigen vermag. Mittelmaß kann nie großartig werden, trotz der beachtlichen Steigerungen des Ensembles, besonders von Casselman im dritten Akt.

Zu erwähnen ist vielleicht noch der junge Seemann Bernhard Berchtolds, der erkennen ließ, wo die Reise hingehen könnte. Der Schlussapplaus galt deutlich in erster Linie dem Salzburger Mozarteum-Orchester und seinem Dirigenten Leopold Hager, die die Oper über die Klippen von Regie und Stimmen hinweg gerettet haben.

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