Bernardis, österreichischer Held

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Carl Szokoll war zuversichtlich. Beim Gespräch mit der furche, 60 Jahre nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944, zeigte sich der letzte noch lebende österreichische Mitverschwörer guten Mutes, dass mit Verteidigungsminister Günther Platter "endlich einer gekommen ist, der unsere Sache versteht und vorantreibt". Wie mit einem Bauchladen, erzählte Szokoll, sei er von einem Minister zum anderen gewandert und habe um "ein anständiges Gedenken" für die Männer des 20. Juli geworben - vergebens.

Während Deutschlands Staatsspitze die Hitler-Attentäter als Symbol des anderen, des besseren Deutschland feiert, muss der österreichische Verteidigungsminister noch immer erst bei einer Denkmalkommission nachfragen, ob und wie er denn dem österreichischen Mitverschwörer Robert Bernardis gedenken soll.

Aber wenn es schon um Ehre geht - zur Ehrenrettung Platters muss gesagt sein, dass er in seiner kurzen Ministerzeit in dieser Frage schon mehr weitergebracht hat als alle seine Vorgänger zusammen: die Ausstellung "Tyrannenmord" im Heeresgeschichtlichen Museum, sein Besuch bei der Bernardis-Witwe, ein Symposion im Herbst zum militärischen Widerstand gegen Hitler und eine Gedenktafel für Robert Bernardis.

Doch auch die Grün-Abgeordnete Terezija Stoisits hat Recht, wenn ihr das "verschämte Taferl" für Bernardis zuwenig ist. Selbstverständlich und sofort ist eine Kaserne - und keine, die bald zugesperrt wird - nach Bernardis zu benennen. All die Argumente der Denkmalkommission, Bernardis sei Nazi und außerdem und überhaupt kein Vorbild für österreichische Bundesheersoldaten gewesen, sind doch schmafu! Ich jedenfalls hätte viel lieber und viel zeitgemäßer in einer Bernardis- und nicht in einer Haspinger- oder Hötzendorf-Kaserne meinen Dienst geschoben.

wolfgang.machreich@furche.at

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