Der grüne Prinz auf Karriere-Kurs

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Taugt ein hitzköpfiger Aktivist zum König? Und vor allem: Will er sich dieses Kostüm überhaupt überstreifen - oder weiß er insgeheim, dass er für die britische Krone so geeignet ist wie der schelmische Puck aus Shakespeares turbulentem Mittsommernachtstraum? Derlei Fragen geht die amerikanisch-britische Journalistin Catherine Mayer in ihrer eben erschienenen Biografie "Charles: Das Herz eines Königs" nach.

Das britische Volk mutmaßt schon seit Monaten, ob und wann es zum Thronwechsel kommen könnte, und wie sich Charles wohl so machen würde als das Oberhaupt von Großbritannien und 16 Commonwealth-Ländern. Selbst der Londoner Theater-Distrikt Westend widmet sich dieser Frage in dem Stück "Charles III.", einem Zukunftsdrama im Shakespeare-Format. Fakt ist, dass sich noch nie in der Geschichte der britischen Monarchie ein Thronfolger so lange in der Warteschleife befand wie der oft verspottete Charles, der mit seinen 66 Jahren eigentlich seit einem Jahr im Rentneralter wäre. Und er ist der einzige der Windsors, der sich politisch in die Karten schauen lässt: Immer wieder gebärdet er sich als eine Art verschrobener sozial-grüner Konservativer. Während es die Queen selbst in so heiklen Situationen wie beim Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands verstanden hat, Conténance zu bewahren und sich ganz "understated" zurückzuhalten, nimmt sich ihr Erstgeborener kein Blatt vor den Mund. So sorgte der Aristokrat mit dem Talent für Grimassen bereits mehrmals mit seinen mehr oder minder geglückten Lobbying-Versuchen in der britischen Politik für Kontroversen. Sein Sendungsbewusstsein bei Themen wie Landwirtschaft, Umweltschutz, Architektur oder Alternativmedizin würde wohl auch nicht erlöschen, wenn er sich einmal König nennen sollte. Dieses Engagement empfinden manche Briten als inspirierend, andere wiederum betrachten seine Äußerungen zu nationalen Angelegenheiten als schlicht unpassend und nervtötend. Vor allem Anti-Monarchisten halten den "Boss", wie ihn seine 161 Angestellten im Clarence House nennen, für einen Parasiten, einen Exzentriker, einen schrulligen Pflanzenflüsterer.

Immerhin wurde Charles von der Wiege an auf die Rolle des Königs vorbereitet. Noch sind allerlei Spekulationen über seine späte Karriere nicht mehr als Luftschlösser. Denn die Queen, die seit 1962 regiert und bald ihren 89. Geburtstag feiert, denkt nicht ans Abdanken. Man bedenke nur, dass Elizabeths Mutter "Queen Mum" ihren 101. Geburtstag erleben durfte ...

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