Eine Königin geht nicht in Pension, sie delegiert

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Wenn die Queen etwas feiert, feiert gewöhnlich ganz Großbritannien mit. Und so hat die Royal Mail den 80. Geburtstag der Königin am 21. April zum Anlass genommen, acht neue Briefmarken-Serien in Umlauf zu bringen. Ein Motiv pro Lebensjahrzehnt gibt es nun auf den royalen Postwertzeichen, von denen die britische Regentin künftig Sammlern und Briefempfängern entgegen lächeln wird.

Aber während die Queen ihren tatsächlichen Geburtstag am Freitag im kleinen Kreis feiert, muss sich die britische Öffentlichkeit noch gedulden. Denn traditionell finden die großen Geburtstagsfeierlichkeiten erst im Juni statt - ein Tribut an das britische Wetter, das Paraden zu anderen Jahreszeiten als im Sommer gern ins Wasser fallen lässt.

Commonwealth-Königin

Elisabeth Alexandra Mary, Königin von Großbritannien und Nordirland, wird auch von 15 weiterer Commonwealth-Staaten als Königin anerkannt, darunter Antigua, Australien, Bahamas, Barbados, Jamaika, Kanada, Neuseeland, Papua-Neuguinea und Tuvalu. Zudem ist sie Oberhaupt der Church of England. Sie bestieg den Thron nach dem Tod ihres Vaters, König Georg VI, im Jahr 1952. Seither war sie in England nie wirklich umstritten, jedoch muss sie in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Debatten über sich ergehen lassen, ob denn das Königshaus nicht zu kostspielig und die Monarchie daher abzuschaffen sei.

Nur einmal erregte die Queen persönlich den Unmut der breiten Öffentlichkeit, als sie so gar nicht um die tote Prinzessin Diana trauern wollte. Überhaupt gilt sie in Familienangelegenheiten als eisern: Camilla Parker-Bowls etwa musste hart darum kämpfen, von der Queen an der Seiten von Prinz Charles akzeptiert zu werden - ein Kampf, den sie erst nach ihrer Hochzeit im Vorjahr gewonnen hat.

Politisch äußert sich die britische Königin selten, sie konzentriert sich auf ihre Repräsentationsaufgaben. Diese allerdings nahm sie immer ausgiebig wahr: Sie ist Patronin von mehr als 620 Wohltätigkeitsorganisationen, hat bisher 256 offizielle Staatsbesuche in 129 verschiedenen Ländern absolviert, mehr als 280.000 Telegramme an britische Ehepaare anlässlich deren Diamantener Hochzeit geschickt und mehr als 387.700 Ehrentitel und Orden verliehen.

Chance für Charles

Dass sie die Krone zu Lebzeiten an ihren Nachfolger weitergeben würde, gilt als ausgeschlossen. Zu ihrem 60. Geburtstag ließ das Königshaus verlauten, eine Königin gehe nicht in Pension. Daran hat sich auch 20 Jahre später nichts geändert, dennoch markiert der 80. Geburtstag der Queen eine Wende: Künftig will sie nur noch die Aufgaben übernehmen, die sie nicht delegieren kann. Laut der britischen Times heiße das, von den bisher fünf oder sechs Terminen am Tag werde die Queen künftig nur noch drei wahrnehmen.

Über die restlichen Aufgaben darf sich nun vor allem ihr erstgeborener Sohn Charles freuen. Er kann nun endlich beweisen, dass er zur Regentschaft fähig ist - was ihm von vielen Briten abgesprochen wird, waren doch bei einer Umfrage im Vorjahr 42 Prozent dafür, ihn bei der Thronfolge zu übergehen und seinen Sohn William zum König zu machen. claf

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