Der nützliche Idiot wird benützt und entsorgt man

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Walter Wippersberg schrieb den nächsten politischen Thriller aus dem rechten Milieu. sdfsdf

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Walter Wippersberg schrieb den nächsten politischen Thriller aus dem rechten Milieu. sdfsdf

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Walter Wippersberg füllt mit viel politischem Gespür eine Marktnische, nämlich die des österreichischen Politthrillers. Wie in seinem letzten Buch "Die Irren und die Mörder" (Furche 1998/40), beschreibt er auch in seinem neuen Roman "Ein nützlicher Idiot" ein rechtes Schreckensszenario. Diesmal siedelt er die Handlung im politischen Milieu an. Wieder zeichnen beängstigender Realismus und Beobachtungsgabe die Geschichte aus, in deren Mittelpunkt wieder ein Mord steht, der unaufgeklärt bleiben wird.

Nachdem der alte Parteichef, der zu offenkundig rechtsradikale Meinungen vertreten und die Partei mit eiserner Hand geführt hat, abgelöst ist, benennt sie sich in "Die Demokraten" um, gewinnt Popularität und greift nach der Macht. Leicht zu erkennen, wen der Autor aufs Korn nimmt. Er beschreibt die Machtübernahme und den Wahlkampf der Frau Doktor Hildegard Beranek-Schnötzinger, einer Schuldirektorin, die vom neuen Chef in die Politik geholt wird.

Besonders wichtig erscheint ihr die "politische Betreuung" der Polizei: "Erst als der Postenkommandant aussah, als fühle er sich verpflichtet, etwas in die Stille hinein zu sagen, da fing sie an. ,Meine Herren', sagte sie lächelnd, ,warum ich zu euch Trotteln komme, hat seinen Grund darin, daß ihr ... naja, eben Trotteln seid.' Wieder eine Pause. Sie lächelte die verblüfften Polizistengesichter an und wußte: sie hatte gewonnen ... ,die Idioten der Nation ... Euch kann man ...' sagte sie, ein wenig stärker dialektgefärbt als vorher, ,euch kann man herwatschen, daß eure Schädeln nur so wackeln, aber wehe, wenn ihr einmal einem eine Watschen gebts! Dann seids Prügelpolizisten.'"

Die Politikerin kann sich als Quereinsteigerin nicht auf ihre Untergebenen in der Partei verlassen, die eifersüchtig auf ihren Posten lauern. Axel, der ihr zugeteilte Chauffeur, der nichts mit der Partei zu tun hat, kommt wie gerufen. Sie erzieht ihn - die Partei ist dem in einer Rockband spielenden und liberal denkenden jungen Mann zwar unsympathisch, doch hat er weder Rückgrat noch ist er besonders intelligent - zu ihrem persönlichen Sekretär und Wahlbetreuer, indem sie ihm eine Karriere in Aussicht stellt und mit ihm schläft. Am Abend der durch Intrigen und Verleumdungen gewonnenen Wahl dringt er auf Anweisung seiner Chefin in den Zentralcomputer der Partei ein und kopiert geheime Daten, was ihn schließlich das Leben kostet.

Wippersberg zeichnet das rechte Politikermilieu mit treffender Härte, an glaubhaften Schreckensszenen fehlt es nicht. Die Erzählung wird von bissigen Milieubeschreibungen getragen. Daß der Ausgang der Geschichte berechenbar ist, müßte ihr keinen Abbruch tun. Die Anmerkungen des Autors, die Nebensätze, mit denen er immer wieder der Handlung vorgreift, haben sich schon in "Die Irren und die Mörder" bewährt und sind dem Lesevergnügen auch diesmal zuträglich, trotzdem kommt Wippersberg an sein letztes Buch nicht heran. Es wirkt schnell geschrieben, direkte Rede macht den Großteil des Textes aus und erzeugt Trivialität. Die spontane, kontrollierte "Rückführung" von Ausländern nach der gewonnenen Wahl wirkt plakativ. Den Charakteren fehlt es etwas an Nuancen, einzig die Hauptperson wirkt wirklich überzeugend, was den Roman jedenfalls lesenswert macht.

EIN NÜTZLICHER IDIOT Roman von Walter Wippersberg Otto Müller Verlag, Salzburg 1999

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