Die ideale Kandidatin

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Als Claudia Schmied von der Bestellung Sabine Breitwiesers zur Chefkuratorin für Medien- und Performance-Kunst am New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) erfahren hat, hat sie gratuliert. Für die Leitung des Wiener Mumok war der Ministerin Karola Kraus aber wohl berechenbarer als die unverbiegbare Kämpferin für eine gesellschaftspolitisch aufgeladene Kunst von heute, die als heiße Kandidatin für den Chefsessel im MuseumsQuartier gehandelt wurde. Was die 48-jährige Welserin relativ kalt lassen dürfte, ist sie doch eine begehrte Frau. Und sie hat sich nun entschieden: für New York und gegen London, dessen Tate Modern sie ebenfalls haben wollte.

Am 4. Oktober wird die gelernte Juristin ihre Stelle im Leitungsteam des MoMA antreten. Und sie freut sehr darauf ebenso wie ihr zukünftiger Boss Glenn D. Lowry, für den Breitwieser die absolute Idealkandidatin ist.

Keine schlechte Ausgangsposition für die Ausstellungsmacherin, die zwischen 1988 und 2007 die Wiener Generali Foundation zu einer international beachteten Plattform für Konzept- und Medienkunst gemacht hat. Vor drei Jahren verließ sie jedoch „ihr Kind“, nachdem sich eine – inzwischen wieder aufgelöste – „Wohngemeinschaft“ mit der inhaltlich so ganz anders positionierten Foundation der Bawag abzeichnete. Sie sollte alternierend die zum „Foundation(s) Quartier“ umgetauften Räume der Generali Foundation in der Wiedner Hauptstraße bespielen. „Unter diesen Bedingungen nicht mit mir“, sagte Breitwieser damals und nahm den Hut. Um als freie Kuratorin u.a. 2009 die Ausstellung „Modernologies “ im Museu d’Art Contemporani in Barcelona und die Ausstellung „Which life? Between Calling and Career“ an der Wiener Akademie der bildenden Künste zu kuratieren bzw. das heuer startende, auf zwei Jahre angelegte Projekt „Utopie und Monument“ für den steirischen herbst zu konzipieren.

Im New Yorker MoMA beerbt Breitwieser den Deutschen Klaus Biesenbach, dem neuen Direktor der MoMA-Dependance PS1. Als Chefin des „Department of Media and Performance Art“ wird sie Wechselausstellungen machen, die rund 1700 Filme und Videos, medienbasierte Installationen sowie Dokumentationen verwalten und durch „signifikante Neuerwerbungen“ erweitern. „Hinreißend“ für die vehemente Vorkämpferin der oft als zu elitär und verkopft abklassifizierten Medien- und Performance-Kunst. Die durchaus populär sein kann, wie die soeben zu Ende gegangene Personale von Marina Abramovic im MoMA mit 600.000 Besucher in zweieinhalb Monaten gezeigt hat.

Sabine Breitwieser hat mehr als 80 Ausstellungen in Österreich und im Ausland ausgerichtet und eine Reihe von Künstlermonografien geschrieben. 2003/04 war sie Co-Kuratorin der Internationalen Liverpool Biennale, von 2003 bis 2008 Universitätsrätin der Wiener Akademie der bildenden Künste bzw. eine der Moderatorinnen der Bundesmuseumsreform-Diskussion. Als Leiterin der Generali Foundation kuratierte sie von der Kunstwelt viel beachtete Personalen u. a. von VALIE EXPORT, Gordon Matta-Clark oder Rainer Ganahl. Ausstellungen, die der Generali viel Renommee eingebracht haben, während die Quote – gerade im Vergleich zu den Blockbuster-Ausstellungen in der Albertina oder im Kunsthistorischen Museum – oft nicht stimmte. Was für Breitwieser nicht immer angenehm war, sie aber in ihrem konsequenten Weg, der Gesellschaft durch Kunst ein nicht immer bequemes bzw. vorteilhaftes Spiegelbild vorzuhalten, nicht beirren ließ.

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