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Lebenskünstler Bawag Foundation, Wien Die Fußgänger vor der BAWAG Foundation in den Wiener Tuchlauben staunten nicht schlecht: der Geruch von in Butter angerösteten Zwiebeln stieg in ihre Nasen, Joep van Lieshout stand am Herd und kochte das Gulasch zur Vernissage seiner Ausstellung "Schwarzes und graues Wasser". Was der niederländische Künstler macht, hat Hand und Fuß, wurzelt im Leben und ist so präzise durchdacht, dass es funktioniert.

"Kochen, Essen, Wasserrecycling" sind die archaischen Themen, die sein Atelier bearbeitet. Pläne, Schnitte, Ansichten und Details faszinieren in ihrer künstlerischen Eigenständigkeit und sind doch so exakt, dass man nach ihnen Waschbecken, Möbel, PVC-Menschen oder "mobile Denkzellen" nach dem Ansatz des Psychiaters Wilhelm Reich bauen kann. Eine davon steht in der BAWAG Foundation. In der Minimalwohnraumvariante aus Polyester mit Bettstatt, Arbeitstisch, Beleuchtung und Ausblick kann jeder probeliegen oder sitzen. Dasselbe gilt für den langen Tisch mit den 16 Holzsesseln, die Planzeichnung dazu beweist Realitätsbezug: ein Adoleszenter betrachtet am Laptop eine Nackte. (Bis 26. August) Isabella Marboe Ölprinz Kunsthalle, Wien Die Suche nach dem "unsichtbaren Meisterwerk" ist für Liebhaber zeitgenössischer Kunst nichts Neues. Also zeigte sich die Presse nicht sonderlich erstaunt, dass die Hälfte der Ausstellung des 32-jährigen britischen Shootingstars Steve McQueen bei der Vorbesichtigung nicht zu sehen war. Beabsichtigt war dies bei der ersten Schau der Kunsthalle Wien in ihrem neuen Haus keineswegs. Aber die Technik funktionierte nicht, und so wird die "Uraufführung" des Films "Girls Tricky" verspätet stattfinden.

Die Panne minderte die Qualität nicht im Geringsten, denn so konzentrierte man sich auf die dreiteilige 3 mal 12 Meter große Videoinstallation "Drumroll". Sie entstand als McQueen drei Kameras in einem Ölfass durch New York rollte. Die rotierenden Bilder vom Big Apple überzeugen vor allem durch die sinnliche Unmittelbarkeit und die rhythmische Bewegung. Verstärkt wird die Wirkung durch den Originalsound des urbanen Treibens. Auch die anderen Arbeiten bestechen weniger durch Reflexion als durch die malerische Sicht auf die Wirklichkeit. Mit Spannung wird der zweite Akt erwartet. (Bis 19. August) Johanna Schwanberg Ballerina Generali Foundation, Wien Zur Ausstellungseröffnung schickte die Künstlerin eine Prostituierte, Maria Abramovic selbst nahm währenddessen den Platz des leichten Mädchens ein. Die Dokumentation dieses ungewöhnlichen Rollentauschs ist derzeit im Rahmen der Ausstellung "double life" in der Wiener Generali Foundation zu sehen, die sich mit "Identität und Transformation in der zeitgenössischen Kunst" beschäftigt.

"Identität" ist ja ein zentraler Begriff des gegenwärtigen Kunstdiskurses, bei "double life" ("Doppelleben") geht es jedoch nicht um die reale Zugehörigkeit zu einer ethnischen, sozialen oder geschlechtlichen Gruppe, sondern um die Konstruktion fiktiver Identitäten. Vertreten sind unter anderen die weiße amerikanische Künstlerin Eleanor Antin, die regelmäßig in die Rolle einer schwarzen Ballerina namens Antinova schlüpft und die Österreicherin Elke Krystufek, die im Rahmen ihrer gewagten Performances die Kunstwelt zu ihrer Bühne macht. (Bis 12. August) Michael Krassnitzer

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