Ein Leben für das Klavier

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Der Pianist Jörg Demus zeigt erlesene Instrumente aus seiner Sammlung im Karajan Centrum.

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Der Pianist Jörg Demus zeigt erlesene Instrumente aus seiner Sammlung im Karajan Centrum.

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Stapelweise CD-Einspielungen von Schubert- oder Eigenkompositionen auf Originalinstrumenten, Klaviere, eine Büste Ludwig van Beethovens an der Wand: der Komponist und Sammler Jörg Demus lebt von, für und inmitten der Musik. Eine Liebeserklärung an sein Instrument ist die Ausstellung "An mein Clavier ...", die ab 18. Februar im Herbert von Karajan Centrum in Wien zu sehen ist. Dort werden erlesene Klaviere der Schubertzeit aus der Sammlung Demus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Weil er sich nicht um Altersvorsorge kümmerte, muß Demus immer noch komponieren, Konzerte und Stunden geben. "Das hält jung", lacht der rüstige 71jährige mit dem Charakterkopf. "In Taiwan, in Mexiko, in Japan, das ganze Jahr über spiele ich Konzerte." Hierzulande hat es der Prophet aus dem eigenen Land gerade zu einem Beethoven-Abend und dem goldenen Ehrenzeichen der Stadt Wien gebracht. Die Jörg Demus Jubiläumsedition mit Schriften über Musik und zwei CDs in den Buchdeckeln hat er sich selbst zum 70. Geburtstag geschenkt. Mehr Anerkennung in der Heimat würde ihn freuen, andererseits ist "totale Selbstlosigkeit" für ihn Grundvoraussetzungen zum Komponieren. "Daß Sie dafür was kriegen oder gedruckt werden, dürfen Sie sich nicht erwarten," stellt er trocken fest.

1982 hat er mit kleineren Werken begonnen, inzwischen ist er bei Opus 60 angelangt. Schon das Kind wünschte sich Klavierunterricht zum Geburtstag, Mutter Erika war Geigerin und Konzertmeisterin in St. Pölten, durch ein Loch im Gartenzaun kletterte der Bub zum Klavierunterricht bei der Großtante im Nebenhaus. "Ich wollte immer nur das Klavier", wußte schon der kleine Jörg.

Bereits mit elf Jahren kam er ans Konservatorium, eine Klasse unter Gulda. Mit Schönberg, Berg und Webern wurde er beim besten Willen nicht warm. "Nach der herrschenden Meinung konnte man nicht mehr tonal komponieren, das kam einem Berufsausschluß, einer Verfemung gleich", brauchte er lange, seine Abneigung der Zwölftonmusik zu bekennen und in klassischen Harmonien eigene Werke zu schaffen. "Ich hasse Schönberg wie die Pest", macht Demus aus seinem Herzen keine Mördergrube. "Den kann man auf ewig nicht verstehen." Bemüht hat er sich redlich: lauschte er doch dessen Opus 11 täglich zum Frühstück. "Auch nach 15 Mal hören sind diese Werke unerinnerbar", zieht er unbarmherzig Resümee. Zum Komponieren muß man begabt sein und eine Botschaft haben. Die hat Demus: " Musik ist eine Weltsprache," sagt er. "Sie muß verständlich sein, einen menschlichen, mystischen Themenkreis ansprechen und auf der Pythagoräischen Harmonielehre aufbauen." Seine Eigenkompositionen schmeicheln jedenfalls dem Ohr, sie perlen nur so dahin.

Als Demus zu Schumanns 100. Todestag dessen Klavier bespielte, "auf dem die Finger der geliebten Clara und des geliebten Robert geübt haben, durchrieselte es mich", erzählt er. Damit war der Grundstein zu exzessiver Sammelleidenschaft gelegt. Über 85.000 historische Instrumente hat Demus inzwischen zusammengetragen. Die, die nicht in seiner Wohnung stehen, finden sich im Museo Cristofori in Weyregg am Attersee.

Zur Ausstellungseröffnung im Karajan Centrum wird der Meister am 17. Februar um 18 Uhr 30 selbst am Hammerklavier Schubertlieder begleiten.

Bis 10. März. Kärntner Ring 4, 1010 Wien

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