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Konzerte

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Am 26. März jährte sich der Todestag Ludwig van Beethovens zum 150. Male. Aus diesem Anlaß veranstaltete die Wiener Beethoven-Gesellschaft im Musikverein ein Festkonzert. Jörg Demus spielte die Klaviersonaten op. 13,31/2,81 aund op. 111. Der Höhepunkt des Abends war nur bedingt ein musikalischer: Demus empfing den goldenen Ehrenring der Beethoven-Gesellschaft und bedankte sich dafür in einer wohlgesetzten (und freien) Rede, in der er auch seine Wiener Pianisten-Kollegen in diese Ehrung einbezogen wissen wollte und auf die Bedeutung der Wiener Beethoven-Tradition hinwies, die durch das Lehrer-Schüler-Verhältnis seit Beethovens Tagen besteht, und zwar über die Reihe von so bekannten Namen wie Karl Cerny - Liszt - Emil von Sauer-Paul Weingarten- Edwin Fischer, bis zu dessen Schülern Ingrid Häbler, Paul Badura, Jörg Demus und anderen.

Anschließend zeigte sich Demus blendend disponiert und ließ sowohl in der „Les Adieux“ als auch in der c-Moll-Sonate sein Temperament und seine geistige Spannkraft im besten Licht erscheinen. Daß ein podiumserfahrener Künstler wie er auch genug technische Sicherheit aufbieten konnte, erscheint natürlich. Es wäre allerdings nicht Jörg Demus, liebte er nicht ein großzügiges, auf die wichtigsten Formverläufe ausgerichtetes Musizieren, bei dem es ihm weniger auf penibel klare Information (über den Text) als vielmehr auf dessen Deutung ankommt. Freilich, beides zusammen wäre die Erfüllung, doch vor der Entscheidung für Ausdeutung oder Information hätte selbst Beethoven seinem jüngsten Ehrenringträger recht gegeben. jj.

Martin Haselböck, 23jähriger Organist aus Wien, zeigte der musikalischen Jugend im Mozart-Saal, was für Fortschritte als Musiker er gemacht hat, und sie sind, das sei gleich vorweggenommen, ganz beträchtlich. Der hochbegabte junge Mann war immer schoh ein ausgezeichneter Techniker, was nun aber dazuzukommen scheint, ist der ruhige innere Zusammenhalt der Musik, ihr Ruhen in sich, kurz das, was auch die Interpretation zum Kunstwerk macht. Haselböck demonstrierte das an Werken von Bach (Toccata und Fuge F-Dur, 2. Triosonate) bis Krenek (Orga-Na- stro für Orgel und Tonband), wobei er besonders jugendlich-stürmisch die pathetische Fantasie KV 608 von Mozart zum Erfolg brachte.

Als großes Ereignis im Liedgesang erwies sich Felicity Palmer. Sie setzt ihre etwas weit hinten postierte, kraftvolle und leuchtende Sopranstimme mit kühlem Verstand ein, auch die Vokale des Textes vorwiegend zur Tonbildung benutzend, was sie aber an Ausdrucksnuancen (Mendelssohn, vor allem aber „La Courte Paille“ von Poulenc) aufbot, war schlechtweg hinreißend: Raffinement, Humor, Herz, kluge Beherrschung und die Lebensweisheit einer gereiften Künstlerpersönlichkeit. Akkurater Begleiter am Steinway: John Constable.

Bravheit war der Gesamteindruck der von Günther Theuring dirigierten Johannes-Passion im Großen Konzerthaussaal, wo der Jeunesse-Chor allerdings eine erstaunliche Leistung bot. Dieser Klangkörper hat an Schwung und Ausdruckskraft gewonnen, das Orchester konnte da nicht ganz mit, blieb allzusehr einer mißverstandenen, konventionellen Bach-Ze- lebrierung verhaftet. Armin Ude sang die Worte des Evangelisten ebenfalls etwas konventionell, machte nicht unbedingt nur Bach, sondern auch einigen im Lauf vieler Passions-Aufführungen angelagerten ehrwürdigen Staub mit hörbar. Sehr schön, sehr lebendig die Schottin Margaret Marshall, beachtenswert Ria Bollen, stellenweise sehr schön Robert Holl. B.

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